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Rauchen: Vor allem sozial Schwache hängen an der Kippe

 

In Deutschland rauchen viel zu viele Menschen, und zwar vor allem solche mit niedrigem Bildungsabschluss und Einkommen. Die Tabaksucht trägt damit entscheidend zu den großen Unterschieden bei, die hinsichtlich des Gesundheitszustands und der Sterblichkeit zwischen den sozialen Schichten im Land bestehen. Ein Grund dafür ist, dass Deutschland bei der Umsetzung von Tabakkontrollmaßnahmen im Vergleich mit anderen europäischen Ländern deutlich hinterherhinkt, schreibt eine Autorengruppe um Professor Dr. Daniel Kotz von der Universität Düsseldorf aktuell im «Deutschen Ärzteblatt».

Die Veröffentlichung stellt eine erste Auswertung der sogenannten DEBRA-Studie dar (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten), bei der im Abstand von jeweils zwei Monaten eine repräsentative Stichprobe von etwa 2000 Personen deutschlandweit persönlich-mündlich nach ihrem Rauchverhalten befragt wird. So sollen der jeweilige Ist-Zustand in puncto Rauchen sowie Trends, die sich beispielsweise als Reaktion auf politische Maßnahmen ergeben, erfasst werden. Für die aktuelle Analyse wurden die Antworten von 12.273 Personen aus den vergangenen beiden Jahren verwendet.

Demnach rauchen in Deutschland 28,3 Prozent der Bevölkerung; bei den Unter-18-Jährigen sind es mit 11,9 Prozent jedoch deutlich weniger. Zwischen Schulabschluss und Einkommen als Surrogat für den Sozialstatus und dem Anteil der Raucher an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe bestand dabei in der Befragung ein linearer Zusammenhang. Je niedriger der Status war, desto mehr Personen rauchten: Von denjenigen ohne Schulabschluss rauchten 41,6 Prozent, von denjenigen mit Hochschulreife weniger als halb so viele (20,0 Prozent). Im Durchschnitt inhalierte ein Raucher dabei pro Tag den Rauch von 14,1 Zigaretten.

Obwohl die negativen Folgen des Rauchens mittlerweile allgemein bekannt sein sollten, unternahm nur etwas weniger als ein Drittel der Raucher im Jahr vor der Befragung den Versuch, sein Laster aufzugeben (28,3 Prozent). Bemerkenswert ist, dass dazu am häufigsten, nämlich von 9,1 Prozent der Aufhörwilligen, E-Zigaretten genutzt wurden – obwohl es wissenschaftlich betrachtet noch zu wenig Evidenz dafür gibt, dass die Nicotin-Verdampfer dafür überhaupt geeignet sind, schreiben die Autoren. Die übergroße Mehrheit derjenigen, die das Rauchen aufzugeben versuchte, setzte allerdings auf reine Willenskraft (87,5 Prozent). Auch das ist aus Sicht der Autoren problematisch, denn nur 3 bis 5 Prozent der Rauchstoppversuche ohne Unterstützung seien langfristig erfolgreich. Evidenzbasierte Methoden zur Tabakentwöhnung wie ärztliche Beratung, Verhaltenstherapie oder Nicotinersatztherapie müssten daher im ärztlichen Alltag einen höheren Stellenwert bekommen.

Die Verfasser des Artikels beschränken sich nicht darauf, die Zustände im Inland zu beschreiben, sondern richten den Blick auch ins europäische Ausland. Dabei verwenden sie Daten des Eurobarometers aus dem Jahr 2017, in dem mit 25 Prozent ein etwas niedrigerer Raucheranteil ermittelt worden war. Mit diesem Wert lag Deutschland jedoch knapp über dem europäischen Durchschnitt und hatte etwa im Vergleich mit Schweden, wo nur 7 Prozent der Bevölkerung rauchten, einen mehr als dreimal so hohen Raucheranteil zu verzeichnen. Als Ursache vermuten die Autoren einen nach wie vor unzureichenden Nichtraucherschutz: So erlaube Deutschland als mittlerweile einziges EU-Land nach wie vor Außenwerbung für Tabakprodukte, es gebe Raucherräume in Kneipen und Restaurants und noch kein Rauchverbot in Autos, in denen Kinder mitfahren. (am)

DOI: 10.3238/arztebl.2018.0235

06.04.2018 l PZ

Foto: Fotolia/Rawpixel.com

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