Arzneimittel: Versandhandel wächst stärker als Gesamtmarkt |

Der Versandhandel mit Arzneimitteln ist 2017 deutlich stärker gewachsen als der Gesamtmarkt für Medikamente. Das ist einer Untersuchung des Marktforschers IQVIA zu entnehmen. Das Unternehmen wertet regelmäßig Daten aus Apothekenrechenzentren, Stichproben aus Apotheken und Verbrauchsdaten aus Krankenhäusern aus. Nun hat es die Ergebnisse für das Jahr 2017 veröffentlicht.
Demnach ist der Umsatz mit Arzneimitteln über den Versandhandel im vergangenen Jahr um 8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro (122 Millionen Packungen) gewachsen. Auch der Absatz stieg: Versandapotheken brachten 2017 sowohl bei den rezeptpflichtigen als auch bei den rezeptfreien Medikamenten jeweils 6 Prozent mehr Packungen an den Patienten als im Vorjahr. Zum Vergleich: Der Gesamtumsatz mit Arzneimitteln, der Offizin-Apotheken, Versandapotheken und Krankenhäuser umfasst, stieg im selben Zeitraum nur um 5 Prozent auf 34 Milliarden Euro an. Der Absatz mit Packungen stagnierte hier sogar, veränderte sich also im Vergleich zum Vorjahr nicht.
Wenig überraschend profitieren die Versandapotheken vor allem vom OTC-Verkauf: 92 Prozent der über einen Versender verkauften Packungen waren verschreibungsfreie Präparate, nur 8 Prozent entfielen auf Rx-Arzneimittel. Zu den absatzstärksten Präparategruppen im Versandhandel gehörten Produkte gegen trockene Augen; hier verkauften die Versender 14 Prozent mehr Packungen als noch 2016. Bei Erkältungsmitteln stieg der Absatz um 12 Prozent, bei Wundheilmitteln um 9 Prozent.
Wenn Patienten Rx-Medikamente im Internet bestellten, waren es meist Präparate zur Therapie chronischer Herz-Kreislauf- oder Schilddrüsen-Erkrankungen. Am stärksten wuchs hier der Absatz an Packungen mit Sartanen (+16 Prozent), Schilddrüsenhormonen (+11 Prozent), Lipidregulatoren (+10 Prozent) und Antidepressiva (+7 Prozent).
Der Umsatz im gesamten Apothekenmarkt (Offizin- und Versandapotheken) legte gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 34 Milliarden Euro zu. Der Absatz stagnierte dagegen: Insgesamt wurden 2017 rund 1,6 Milliarden Packungen an Patienten abgegeben, kaum mehr als im Vorjahr.
Fast ein Drittel des Umsatzes entfällt auf die führenden zehn Präparategruppen. Den meisten Umsatz machten Apotheken mit Faktor Xa-Hemmern (+26 Prozent), Proteinkinasehemmern (+15 Prozent), in der Krebstherapie eingesetzten monoklonalen Antikörpern (+14 Prozent) und Immunsuppressiva (+13 Prozent). Am häufigsten abgegeben wurden dagegen Analgetika und Schnupfenmittel.
Der Umsatz mit OTC ist 2017 nur leicht um 2 Prozent gewachsen, der Absatz stagnierte bei rund 848 Millionen Packungen. Ein leichtes Plus gab es hier nur bei Schnupfenmitteln und anderen Erkältungspräparaten (+4 Prozent). Andere absatzstarke OTC-Produkte verbuchten Rückgänge, etwa rezeptfreie Schmerzmittel (-3 Prozent), Immunstimulanzien (-5 Prozent) und topische Antirheumatika (-5 Prozent).
Der Umsatz mit Arzneimitteln im Klinikmarkt wuchs 2017 um 8 Prozent auf rund 6 Milliarden Euro. Gut die Hälfte davon entfiel auf die führenden zehn Präparategruppen. Einen Anstieg verbuchten unter anderem Immunsuppressiva (+20 Prozent), ophthalmologische antineovaskuläre Produkte (+19 Prozent), in der Krebstherapie eingesetzte monoklonale Antikörper (+14 Prozent) und polyvalente Immunglobuline (+13 Prozent). Die Krankenkassen gaben IQVIA zufolge 2017 rund 38 Milliarden Euro für Arzneimittel aus, das sind 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders viel Geld kosteten innovative Krebstherapien, Präparate gegen schwere Erkrankungen des Immunsystems und Therapien zur Schlaganfallprophylaxe.
Apotheken müssen den Krankenkassen einen Rabatt von 1,77 Euro auf Rx-Medikamente gewähren. Durch diesen Apothekenabschlag sparten die Kassen 2017 etwa 1,1 Milliarden Euro, das ist 1 Prozent weniger als noch 2016. Durch Herstellerabschläge kamen weitere Einsparungen von rund 3,3 Milliarden Euro dazu (+16 Prozent). (ap)
26.02.2018 l PZ
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