Rauchen: Eine ist keine – für Zigaretten gilt das nicht |

«Eine ist keine.» Dieser Satz gilt nicht, wenn es um das kardiovaskuläre Risiko des Zigarettenrauchens geht. Eine Zigarette pro Tag zu rauchen, birgt nämlich einer aktuellen Metaanalyse im «British Medical Journal» zufolge ein weitaus höheres Risiko für koronare Herzkrankheit (KRK) und Schlaganfall als bislang angenommen. Es ist ungefähr halb so hoch wie das von Rauchern, die eine ganze Schachtel pro Tag qualmen (20 Stück).
Ausgegangen waren die Autoren um Professor Dr. Allan Hackshaw vom University College in London von einem um etwa 5 Prozent erhöhten relativen kardiovaskulären Risiko durch das Rauchen einer Zigarette pro Tag. Dieser Wert wäre zu erwarten gewesen, wenn es sich, wie beim Lungenkrebs-Risiko, um einen linearen Anstieg gehandelt hätte. Tatsächlich fanden die Wissenschaftler jedoch bei Männern, die eine Zigarette täglich rauchten, für KHK ein relativ erhöhtes Risiko um 48 Prozent und für Schlaganfall um 25 Prozent; bei männlichen Rauchern von 20 Zigaretten täglich waren es 104 beziehungsweise 64 Prozent. Bei Frauen war der relative Risikoanstieg noch ausgeprägter: Für KHK betrug er 57 Prozent (eine Zigarette pro Tag) beziehungsweise 184 Prozent (20 Zigaretten pro Tag), für Schlaganfall 31 respektive 116 Prozent. Der Risikoanstieg durch das Rauchen einer einzigen Zigarette pro Tag entsprach damit bei Männern 46 Prozent dessen, was eine ganze Schachtel am Tag anrichtete (KHK) beziehungsweise 41 Prozent (Schlaganfall). Bei Frauen waren es 31 beziehungsweise 34 Prozent. Bezogen die Forscher weitere Faktoren wie Alter, Cholesterolspiegel und Blutdruck in die Analyse mit ein, verstärkte das die gefundenen Effekte sowohl des geringfügigen als auch des Kettenrauchens. Die Datenbasis bildeten 141 Kohortenstudien mit insgesamt mehreren Millionen Teilnehmern.
Mit Blick auf das kardiovaskuläre Risiko des Rauchens ist bereits eine Zigarette pro Tag eine zu viel, lautet das Fazit der Autoren. Raucher sollten daher, wenn nötig unter vorübergehender Zuhilfenahme von Nicotinpräparaten, unbedingt einen Totalverzicht auf den Glimmstängel anstreben, statt erst einmal bloß die Menge zu reduzieren. Vor dem Hintergrund, dass es die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind – und nicht der Krebs –, die die meisten vorzeitigen Todesfälle von Rauchern verursachen, ist das eine immens wichtige Botschaft. Sie wirft auch ein neues Licht auf alternative Tabakprodukte, in denen der Tabak nicht verbrannt, sondern erhitzt wird. Diese werden derzeit von den Herstellern massiv mit der Aussage beworben, dass sie im Vergleich zu Zigaretten risikoreduziert sind. «Zu behaupten, dass diese mit einem nennenswert reduzierten KHK- und Schlaganfall-Risiko assoziiert sind, wäre vorschnell», warnt Professor Dr. Kenneth Johnson von der University of Ottawa in einem begleitenden Editorial. (am)
DOI: 10.1136/bmj.5855 (Studie)
DOI: 10.1136/bmj.k167 (Editorial)
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