Alzheimer: Experten kritisieren Rückzug von Pfizer |
Deutsche Alzheimer-Experten kritisieren den Rückzug des Arzneimittelherstellers Pfizer aus der Forschung nach neuen Wirkstoffen zur Behandlung der Krankheit. Pfizer hatte vergangene Woche mitgeteilt, aus der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente zur Bekämpfung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson auszusteigen. «Das ist eine höchst enttäuschende Mitteilung, denn damit verlässt eine der größten forschenden Pharmafirmen einen besonders wichtigen Bereich der Hirnforschung und versetzt der Suche nach ursachenbezogenen Behandlung einen schweren Schlag», sagte die Vorsitzende der Hirnliga, Professor Isabella Heuser.
Pfizer bestätigte derweil gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung, sein neurowissenschaftliches Forschungsprogramm beenden zu wollen. Stattdessen will sich das Unternehmen auf Forschungsbereiche konzentrieren, in denen „unsere wissenschaftliche Expertise am größten beziehungsweise unsere Pipeline am vielversprechendsten ist“, so eine Unternehmenssprecherin. Das Geld soll etwa in die Entwicklung von Krebsmedikamenten oder Impfstoffen gegen die Erreger Clostridium difficile und Staphylococcus aureus fließen.
Die Alzheimer-Forschung hatte in den vergangenen Jahren einige Rückschläge erlitten. Als ein Hoffnungsträger in der Bekämpfung der Krankheit hatte der monoklonale Antikörper Solanezumab gegolten – er hatte in einer Phase-III-Studie jedoch enttäuschend abgeschnitten.
Bis heute gibt es keine kausale Behandlung der Alzheimer-Demenz, denn ihre Ursache ist nach wie vor nicht vollständig geklärt. Die Euphorie, schon bald eine wirksame Behandlung zu finden, sei längst verflogen, sagt Alzheimer-Forscherin Heuser. Nichtsdestotrotz feiere die klinische Alzheimer-Forschung immer wieder kleine Erfolge. So kann die Krankheit heute etwa schon sehr früh diagnostiziert werden.
Die Pharmaforschung ziele momentan mit weltweiten Studien auf diese frühen Manifestationen ab, sagte Heuser. Erste Ergebnisse würden jedoch frühestens 2019 erwartet. Dennoch sei es wichtig, daneben neue, bislang nicht ausreichend untersuchte Therapieformen zu erforschen. Mit dem Rückzug Pfizers werde fraglich, ob dies allein mithilfe der pharmazeutischen Industrie möglich ist, so Heuser. Sie forderte mehr öffentlich finanzierte Forschung in diesem Bereich. (ap)
15.01.2018 l PZ
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