Pharmazeutische Zeitung online

Typ-1-Diabetes: Säuglinge screenen und behandeln

 

In einem bundesweit einmaligen Modellprojekt haben Forscher in Sachsen rund 10.500 Neugeborene auf das Risiko für Typ-1-Diabetes getestet und entwickeln Strategien, um die Manifestation der Erkrankung zu verhindern. Das Screening zur Früherkennung der genetischen Anlagen für die Stoffwechselkrankheit im Zuge der «Freder1k»-Studie lief seit August 2006 und ist Grundlage für die Forschungen zu Therapien am Zentrum für Regenerative Therapien (CRTD) der TU Dresden. Mittels einfacher genetischer Tests könnten Neugeborene mit erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes erkannt werden, sagte CRTD-Direktor und Studienleiter Professor Ezio Bonifacio der Nachrichtenagentur dpa. Durch Nachfolgeuntersuchungen sei eine frühe Form der Erkrankung erkennbar, lange bevor erste Symptome und schwere Komplikationen auftreten. Das Pilotprojekt wurde inzwischen auf Bayern und Niedersachsen sowie andere europäische Länder ausgeweitet: Großbritannien, Schweden, Belgien und Polen.

 

Typ-1-Diabetes gilt als die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Etwa acht von 1000 Kindern in Deutschland tragen nach Angaben der Experten Risikogene. Bundesweit sind demnach zwischen 21.000 und 24.000 Kinder und Jugendliche erkrankt. Die Rate der Neuerkrankungen steige seit einigen Jahren deutlich an, um jährlich drei bis fünf Prozent, teilte jetzt das Institut für Diabetesforschung am Helmholtz-Zentrum München anlässlich des Weltdiabetestages am 14. November mit. Die Ursachen für die Zunahme ist noch nicht genau bekannt. Es können etwa Umweltfaktoren sein oder die Säuglingsernährung. Die Krankheit wird oft zu spät erkannt, wenn es bereits zu schweren Komplikationen kommt.

 

In Sachsen wird im Zuge der «Freder1k»-Studie mittlerweile in 21 Geburtskliniken zusätzlich beim regulären Neugeborenen-Screening auf das Typ-1-Diabetes-Risiko kostenlos getestet. «Die Aufklärung ist relativ unkompliziert», sagte Katharina Nitzsche, Oberärztin in der Geburtshilfe an der Dresdner Uni-Kinderklinik. Die meisten Eltern wüssten, dass es eine schwere Erkrankung sei. Die Ablehnung liege bei unter fünf Prozent. Nach ihrer Ansicht sollte der Test zur Pflicht werden, denn der frühe Ansatz einer Therapie sei vielversprechend.

 

Zudem arbeiten Bonifacio und sein Team an Behandlungsstrategien wie der Therapie mit oralem Insulin, um die Erkrankung zu verhindern. Die genetisch bedingte Abwehr gegenüber dem körpereigenen Hormon könne überlistet werden, sagte der 57-Jährige. Mit der täglichen Gabe von oralem Insulin über die Nahrung werde das Immunsystem trainiert, das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin nicht abzustoßen. «Wir erzeugen eine Immuntoleranz gegenüber Insulin.» Dafür seien die ersten drei Lebensjahre ideal, in denen das Immunsystem lerne.

 

Der nächste Schritt: 2018 beginnt eine große klinische Studie in Europa, für die über acht Jahre 52 Millionen US-Dollar zur Verfügung stehen. «Unser Ziel ist ein «Impfstoff» für Kinder mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes», sagte Bonifacio. Bis eine solche Impfung möglich sei, vergingen aber mindestens noch zehn Jahre. «Das ist momentan Zukunftsmusik.»

Mehr zum Thema Diabetes

 

13.11.2017 l PZ/dpa

Foto: Fotolia/Dmitry Lobanov

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.