Antikoagulanzien: Interaktionen erkennen und bewerten |
Antikoagulanzien und Thrombozyten-Aggregations-Hemmer (TAH) zeigen eine Vielzahl von klinisch relevanten Interaktionen, auch die neueren direkt wirksamen oralen Antikoagulanzien (DOAK) Dabigatran, Rivaroxaban, Edoxaban und Apixaban. Das betonte Apothekerin Dr. Nina Griese-Mammen beim Wochenendworkshop «Patient und Pharmazeutische Betreuung» in Hamburg. «Risikomedikamente und ihre Kombination zu erkennen ist relativ einfach, dabei hilft die Datenbank, aber dann muss die klinische Relevanz bewertet werden», benannte die Referentin die Herausforderung. Grundsätzlich gelte es abzuwägen und die Unterschiede auch innerhalb einer Wirkstoffgruppe zu berücksichtigen
Dazu analysierten die Teilnehmer zunächst die Wirkmechanismen und Metabolisierungswege der verfügbaren DOAK, TAH und Vitamin-K-Antagonisten. Bei pharmakokinetischen Interaktionen, wenn also die Wirkspiegel der Antikoagulanzien beeinflusst werden, habe Phenprocoumon den Vorteil, dass eine Änderung nicht plötzlich, sondern über einige Tage eintritt und per engmaschiger INR-Kontrolle überwacht werden kann. «Bei den DOAK muss man eher eine Ja- oder Nein-Entscheidung treffen, ob man sie mit anderen bestimmen Arzneimittel kombinieren will», so Griese-Mammen, die die Abteilung Wissenschaftliche Evaluation im Geschäftsbereich Arzneimittel der ABDA leitet. Unter DOAK-Therapie sollte beispielsweise kein Johanniskraut eingenommen werden, was mit Phenprocoumon unter strengem Monitoring möglich ist.
Geht es um pharmakodynamische Wechselwirkungen, wenn also andere Arzneistoffe wie nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) das Blutungsrisiko erhöhen, sollten weitere Risikofaktoren für Blutungen wie Magen-Darm-Geschwüre in der Vorgeschichte, Hypertonie oder Alter abgefragt werden. Kann nicht auf das NSAR verzichtet werden, sollte abgeklärt werden, ob der Einsatz eines Protonenpumpen-Inhibitors sinnvoll ist. Da Omeprazol CYP2C19 hemmt, was theoretisch die Wirkung von Clopidogrel abschwächen kann, sollte in dieser Kombination Pantoprazol bevorzugt werden, auch wenn Studien für diese Interaktion bislang keine klinische Relevanz belegen konnten. (dh)
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06.11.2017 l PZ
Foto: PZ/Daniela Hüttemann