Neue orale Antikoagulanzien: Interaktionen besser beachten |
Wie hoch ist das Blutungsrisiko unter neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK), wenn Medikamente eingenommen werden, die über dieselben Mechanismen verstoffwechselt werden? Das untersuchten taiwanesische Forscher anhand der Medikationsdaten von 91.330 Patienten, die aufgrund von Vorhofflimmern Dabigatran, Rivaroxaban oder Apixaban zur Prophylaxe thromboembolischer Ereignisse einnahmen.
Sie fanden vier Arzneistoffe, die das Risiko für schwere Blutungen unter den NOAK signifikant steigerten: Amiodaron, Fluconazol, Rifampicin und Phenytoin. Darüber hinaus sank die Blutungsrate signifikant, wenn zusätzlich zum NOAK der Cholesterol-Senker Atorvastatin, das Herzmittel Digoxin oder die Antibiotika Erythromycin oder Clarithromycin eingenommen wurden. Diese Arzneistoffe setzen die Konzentration der NOAK herab und mindern somit die Wirkung. Das senkt zwar das Blutungsrisiko, aber auch den gewünschten Schutz vor kardiovaskulären Ereignissen. Diese wurden für den fünfjährigen Beobachtungszeitraum jedoch nicht ausgewertet.
Keinen Unterschied hinsichtlich des Blutungsrisikos fanden die Forscher um Dr. Shang-Hung Chang bei Koadministration der Arzneistoffe Verapamil, Diltiazem, Ciclosporin, Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol, Posaconazol und Dronedaron, die über die gleichen Mechanismen wie die NOAK verstoffwechselt werden, schreiben sie im Fachjournal «JAMA».
Die Studienautoren empfehlen den verschreibenden Ärzten, bei Patienten unter NOAK-Therapie immer das Interaktionspotenzial weiterer Arzneistoffe zu beachten. Immerhin erhielten laut Analyse 27,6 Prozent aller Patienten unter NOAK auch Atorvastatin, 22,7 Prozent Diltiazem, 22,5 Prozent Digoxin und 21,1 Prozent Amiodaron. (dh)
DOI:10.1001/jama.2017.13883
Lesen Sie dazu auch
Wirkstoffprofile in unserer Datenbank Neue Arzneistoffe
Dabigatranetexilat|Pradaxa®|20|2008
09.10.2017 l PZ
Foto: Fotolia/pix4U