«Nature»: Merkel verdient eine weitere Amtszeit |

Wahlwerbung aus ungewohnter Richtung: Im Editorial der aktuellen Ausgabe von «Nature» spricht sich das renommierteste Wissenschaftsmagazin der Welt für eine weitere Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aus – zumindest aus wissenschaftlicher Sicht. Die studierte Physikerin zeige eine willkommene Immunität gegenüber der antiwissenschaftlichen Stimmung, die manche Demokratien infiziert habe. Damit spielt die in London herausgegebene Zeitschrift eindeutig auf den US-Präsidenten an, aber auch Großbritannien steht in der Kritik.
Deutschland dagegen zeige einen pragmatischen Bezug zur Wissenschaft. Seinen Wohlstand habe die Bundesrepublik einer mächtigen Zusammensetzung aus einer liberalen Demokratie, Bildung und Neugier getriebenen Fortschritten in Wissen und Technologie zu verdanken. Das deutsche Erfolgsgeheimnis liege im Glaube in die Wissenschaft, in einer Offenheit für notwendige Veränderungen und in der Angewohnheit, systematisch das Richtige zu tun.
Parteiübergreifend sei man sich einig, dass Wissenschaft und Hochschulbildung weiter unterstützt werden müssen. 35 Milliarden Euro seien in den kommenden zehn Jahren nötig, um die universitäre Infrastruktur zu modernisieren. Immerhin werde mit 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland verhältnismäßig viel Geld in die Forschung gesteckt, davon zwei Drittel von der Industrie. Forschungsaktive Unternehmen müsse die nächste Bundesregierung weiter stärken, fordert «Nature». Die Autoren mahnen auch, das Land weiter offen zu halten für helle Köpfe aus der ganzen Welt, da trotz Rekordzahlen deutscher Studienabgänger sonst talentierte Wissenschaftler und Ingenieure fehlen würden. Dies sei ausschlaggebend für weiteren Erfolg.
Merkel verdiene die Chance, ihre gute Arbeit weiterzuführen, heißt es zum Schluss des Editorials. Laut Nature Index, einer Datenbank, die jährlich den wissenschaftlichen Output misst, rangiert Deutschland als Wissenschaftsnation auf Platz drei hinter den USA und China. Unter den zehn besten Institutionen der Welt finden sich die Max-Planck-Gesellschaft (Platz drei) und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (Platz acht). (dh)
DOI: 10.1038/549005a
06.09.2017 l PZ
Foto: Bundesregierung/Bergmann