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Chikungunya: Erste Impfstoffstudie erfolgreich beendet

In einer ersten Phase-I-Studie mit einem experimentellen Impfstoff gegen die Viruserkrankung Chikungunya bildeten alle 25 gesunden Probanden lang anhaltend hohe Antikörper-Titer. Das berichten Wissenschaftler heute im Fachjournal «The Lancet». Der Impfstoffkandidat enthält virusähnliche Partikel (VLP), jedoch kein Erbmaterial des Erregers. Bereits nach der ersten von drei Dosen zeigte die Mehrheit der Probanden eine Immunantwort. Spätestens nach der zweiten Dosis hatten alle Probanden, auch bei niedrigster Dosis, ausreichend Antikörper gebildet, die sechs Monate später noch im Blut nachweisbar waren.

«Elf Monate nach der Impfung waren die Antikörper-Spiegel vergleichbar mit denen von Patienten, die sich von einer natürlichen Chikungunya-Infektion erholt hatten», so Studienleiterin Dr. Julie Ledgerwood vom US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases. Das suggeriere, dass die VLP-Vakzine einen Langzeitschutz gegen das Virus bieten könnte. Die Impfung hätte zudem eine Antikörperbildung gegen verschiedene Genotypen des Virus bewirkt und könnte somit gegen mehrere Virenstämme wirksam sein. Da es sich um Viruspartikel und nicht um intakte Viren handelt, könnte die Produktion großer Impfstoffmengen vergleichsweise einfach und kostengünstig sein. Die Vakzine hat noch keinen Namen und läuft unter dem Kürzel VRC-CHKVLP059-00-VP.

Insgesamt war die Impfung gut verträglich. Die Prüfärzte registrierten keine schweren Nebenwirkungen. Bei vier Teilnehmern kam es zu milden bis moderaten Symptomen in Form einer vorübergehenden Anstiegs des Leberenzyms Alanin-Aminotransferase und einem Abfall der Zahl der neutrophilen Granulozyten (Neutropenie).

Wie es mit dem Impfstoff weitergeht, scheint noch unklar. In einem begleitenden Kommentar spricht sich Dr. Ann Powers von der US-Seuchenbehörde CDC für die Weiterentwicklung aus, spricht jedoch auch die schwierige Finanzierung an, die bislang komplett aus öffentlichen Geldern bestritten wird. Die Entwicklungskosten für Impfstoffe lägen bei umgerechnet 150 bis 375 Millionen Euro. Aus ihrer Sicht rechtfertigt der Vormarsch des Virus die Investitionen.

Um die Jahreswende gab es einen ersten großen Ausbruch in Mittelamerika mit mehreren Tausend Erkrankten. Seit 2004 breitet sich das Virus von Afrika und Asien immer weiter aus. Auch Italien und Frankreich sind bereits betroffen. Ursprünglich nutzte das Alphavirus die tropische Mücke Aedes aegypti als Vektor, hat sich nun jedoch auch an die verwandte Art Aedes albopictus angepasst. Das auch als Asiatische Tigermücke bezeichnete Insekt selbst wiederum wagt sich mehr und mehr in moderatere Klimazonen vor.

Kennzeichnende Symptome der Infektion mit dem Chikungunyavirus sind Fieber, starke Gelenkschmerzen, Übelkeit, Erschöpfung, Ausschlag und Kopf- und Muskelschmerzen. Die schwere Arthritis kann über Wochen, manchmal Jahre andauern. Komplikationen an Auge, Nerven und Herz sind möglich. Meist verläuft die Infektion mild. Es gibt bislang weder Impfstoffe noch spezifische Medikamente. Behandelt wird mit Antipyretika, Analgetika und Flüssigkeitsersatz. (db)

doi: 10.1016/S0140-6736(14)61185-5 (Studie)
doi: 10.1016/S0140-6736(14)61290-3 (Kommentar)

 

15.08.2014 l PZ

Foto: Fotolia/ursule (Symbolbild)