Hausapotheke: Contergan und andere Reste entsorgen |
Viele Hausapotheken in Deutschland sind mit den falschen Mitteln bestückt und nicht auf dem neuesten Stand. In einer Umfrage unter 281 Vivesco-Apothekern gab jeder dritte Pharmazeut an, bei Überprüfungen von Hausapotheken der Kunden schon einmal sehr alte bis museumsreife Medikamente gefunden zu haben. Darunter das Restbestände des Schlafmittels Contergan, eine Packung des Syphilis-Mittels Salvarsan aus Vorkriegszeiten und Opioide aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch Gebisse oder Glasaugen verstorbener Angehörigen finden sich in manchem Arzneischränkchen. Abgesehen von solchen Kuriositäten scheint die Lage ernst: Die Apotheker fanden auch giftige Substanzen wie Lacke, Abflussreiniger und Pflanzenschutzmittel in Medikamentenschränken.
Patienten bunkern zudem nach Angaben der Apotheker Antibiotika (72 Prozent), rezeptpflichtige Schmerzmittel (42 Prozent) oder Psychopharmaka (16 Prozent) – die Patienten sind sich dieser Überversorgung jedoch nicht bewusst. In einer Umfrage mit 1100 Bundesbürgern gaben 41 Prozent an, über die Haltbarkeit von Arzneimitteln Bescheid zu wissen. 48 Prozent behaupten, sie wissen, wann Medikamente ausgetauscht werden müssen. Umgekehrt sagen zwei Drittel der Apotheker, ihre Kunden würden ihre Hausapotheke nicht regelmäßig pflegen. Aber nur 6 Prozent der befragten Kunden hielten ihren eigenen Medizinschrank für schlecht ausgestattet.
Noch nicht rumgesprochen hat sich die Tatsache, dass Medikamente kühl und trocken aufbewahrt werden müssen, also nicht im Bad oder in der Küche. Tatsächlich lagern die Patienten ihre Arzneimittel aber zum größten Teil (39 Prozent) im Badezimmer.
«In der Hausapotheke sollten neben Mitteln, auf die man wegen chronischer Krankheiten angewiesen ist, nur Medikamente gegen die wichtigsten akuten Erkrankungen enthalten sein», heißt es in einer Pressemitteilung der Apothekenkooperation Vivesco. «Dazu Verbandsmittel, Fieberthermometer, Kühlkompressen, eine Erste-Hilfe-Anleitung und Einmalhandschuhe – aber keine Antibiotika oder Psychopharmaka.» Die Hausapotheke sollte einmal im Jahr überprüft werden. (db)
22.11.2011 l PZ
Foto: ABDA