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Studie: Cannabis-Extrakt hilft MS-Kranken

Eine Studie an Multiple-Skerose-Patienten in Großbritannien hat die positive Wirkung von Cannabis-Extrakt belegt. Dies teilte das Berliner Institut für klinische Forschung (IkF) mit. Die vom IkF in Auftrag gegebene und gemeinsam mit dem Arzneimittelhersteller Weleda finanzierte Untersuchung mit einem Cannabis-Extrakt habe das Befinden jedes dritten MS-Patienten spürbar verbessert, sagte der Leiter der Untersuchung, Marcus Reif. «30 Prozent der Studienteilnehmer fühlten sich besser, in der Placebo-Kontrollgruppe waren es nur 15 Prozent», sagte Reif. Mit Blick auf Verschlechterungen der Symptome sei das Ergebnis genau andersherum: Bei nur etwa 15 Prozent der Kranken hätte sich der Zustand verschlechtert, in der Placebo-Gruppe seien es mehr als doppelt so viel gewesen. Insgesamt nahmen 279 Patienten an der Studie teil, 140 von ihnen bekamen einen Cannabis-Extrakt, die andere Hälfte wurde mit Placebo behandelt. Die Studie untersuchte die Cannabis-Wirkung im Hinblick auf Muskelsteifheit, Schmerzen, Spastik und Schlafstörungen bei MS. «Diese Ergebnisse sind schon eindeutig», sagte Joachim Nadstawek vom Berufsverband der Schmerztherapeuten. Er spricht sich für den kontrollierten Einsatz von Cannabis-Präparaten bei MS- und Tumorpatienten aus.

 

Die Nebenwirkungen des Präparates, für das das IkF zusammen mit dem Arzneimittel-Hersteller Weleda die Kassenzulassung anstrebt, hätten sich im erwarteten Rahmen gehalten, sagte Reif. «Es waren Schwindel, Übelkeit und leichte Rauschzustände. Also eher moderate, milde Nebenwirkungen, wie wir sie von Cannabis kennen.» Die Dosierung der Patienten habe mit 5 bis 25 Milligramm des Cannabis-Wirkstoffs THC (Tetrahydrocannabinol) pro Tag unter dem Wirkstoff-Gehalt eines Joints gelegen. Zu Beginn der Untersuchung bei der Einstellung auf die persönliche Dosis hätten allerdings einige Patienten wegen der Nebenwirkungen die Behandlung abgebrochen.

 

05.10.2009 l dpa

Foto: PZ/Archiv