In drei Schritten gut betreut |
Carolin Lang |
06.11.2024 14:30 Uhr |
Onkologische Patienten aufklären und Vertrauen in die Therapie schaffen: Das ist eine wichtige Aufgabe der Apotheker. / © Getty Images/Mindful Media
Die Onkologie ist ein dynamisches Feld. Die Therapie wird immer vielfältiger und damit auch komplexer. Die Herausforderung, vor der Apotheker bei der Betreuung onkologischer Patienten stünden, sei, die ständig neuen Erkenntnisse in den Arbeitsalltag zu integrieren, legte Kessner dar. Die Apothekerin ist seit 2014 Mitgesellschafterin einer Apotheke in Magdeburg, in der bereits seit Beginn der 1990er-Jahre ambulant Zytostatika hergestellt werden. Denn die Versorgung onkologischer Patienten finde nicht mehr nur in Versorgungs- und herstellenden Apotheken, sondern in jeder öffentlichen Apotheke statt – insbesondere mit Zytoralia.
Das Ziel einer onkologischen Therapie sei heute in vielen Fällen schon, die potenziell tödliche Krebserkrankung in eine chronische zu überführen, sagte die onkologische Pharmazeutin. »Das bedeutet immer ein konsequentes Monitoring.«
Ein großes Hindernis für eine erfolgreiche Therapie bei Patienten, die eine orale Antitumortherapie verordnet bekommen, sei die Non-Adhärenz. »Ich möchte Ihnen einen Algorithmus an die Hand geben, mit dem die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Therapiedurchführung sehr hoch ist«, adressierte die Apothekerin die Webinar-Teilnehmenden.
Reicht ein Patient ein Rezept über ein Zytoralium ein, gelte es zunächst, das jeweilige Arzneimittel zu besorgen. »Das ist in Zeiten von Lieferengpässen schon an sich eine Herausforderung«, so Kessner. Zwar seien Onkologika davon tendenziell weniger betroffen, aber hätten diese Medikamente häufig einen individuellen Bestellweg.
Ergebe die Online-Abfrage beim Großhandel das Ergebnis »nicht lieferbar«, sollten zunächst alternative Bestellwege gecheckt werden, bevor dem Patienten diese Information zurückgespielt werde. Diese Information verunsichere den Patienten immens, weil die Behandlung seiner Erkrankung von diesem Medikament abhängt, machte sie deutlich.
Alternative Bestellwege seien etwa Großhändler, die auf entsprechende Medikamente spezialisiert sind, oder Webshops wie Pharma Mall. Viele Medikamente gebe es auch nur über den Direktbezug. »Wenn ein Präparat über den Großhandel nicht verfügbar ist, rufen wir eigentlich immer den Hersteller an«, berichtete Kessner aus ihrer Apotheke. Dieser könne Auskunft über den Bezugsweg geben. Ebenso könnten spezialversorgende Apotheken konsultiert werden, riet sie.
Der Bestellprozess nehme häufig etwas Zeit in Anspruch. Diese könnten Apotheker nutzen, um sich über das Medikament zu informieren, sagte Kessner. Dazu legte sie den Apotheken unter anderem das AMBORA-Informationsmaterial des Uniklinikums Erlangen ans Herz. Hier fänden sich neben Informationen für Patienten auch solche für Fachkreise.
»Wenn ich ein Zytoralium abgebe, drucke ich mir diese Informationen dazu aus und bespreche dies mit den Patienten.« Dabei gehe sie auf Aspekte wie Einnahmezeitpunkte, den Umgang mit zu erwartenden Nebenwirkungen oder Nahrungsmittelinteraktionen ein. Auch die ORALIA-Datenbank der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) sei empfehlenswert.
Im letzten Schritt könnten entsprechend fortgebildete Apotheker den Patienten die pDL »Pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie« anbieten und darauf hinweisen, dass die Krankenkassen diese ausführliche Beratung übernehmen. Auch hierzu stünden zahlreiche Arbeitshilfen, etwa von der ABDA, zur Verfügung.
»Wir müssen die Patienten aufklären und Vertrauen in die Therapie schaffen«, appellierte sie abschließend. Denn keine Therapietreue, kein Therapieerfolg.