»In diesem Konflikt gibt es keine Gewinner« |
Cornelia Dölger |
10.04.2025 16:04 Uhr |
Die Aktien von Bayer und Merck sanken um mehr als 3 Prozent, nachdem US-Präsident Trump Zölle auch auf Pharma angedroht hatte. / © Tobi Bohn
Welthandel auf Achterbahnfahrt: US-Präsident Donald Trump setzt die angekündigten Zölle auf Einfuhren aus zahlreichen Ländern teils aus, belegt China aber parallel mit erheblichen Extra-Abgaben. Und in dieser Gemengelage droht Trump Zölle auch auf Pharmaprodukte an.
Als Reaktion fielen die Pharmawerte am Börsenmarkt gestern deutlich, besonders betroffen ist die indische Pharmaindustrie, die stark auf die Generikaproduktion setzt. Die USA sind Abnehmer von rund einem Drittel ihrer Gesamtexporte.
Wie das »Wall Street Journal« berichtet, gerieten indische Pharmaaktien stark unter Druck. Auch der deutsche Markt reagierte heftig. Bayer und Merck sanken um jeweils mehr als 3 Prozent, ebenso die Aktie des französischen Pharmakonzerns Sanofi. In der Schweiz gerieten die Papiere von Roche und Novartis in den freien Fall.
Aus Furcht vor Zöllen soll Pharmariese Novartis vorsorglich schon vor ein paar Tagen zwei Frachtflugzeuge mit jeweils über 100 Tonnen Medikamenten an Bord in die USA geschickt haben, um möglichst viel Ware ins Land zu bringen.
Dass die Pharmabranche von Anfang an alarmiert war, unterstreicht Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, auf PZ-Anfrage. »Es zeigt sich jetzt, dass auch Pharma sich zu Recht Sorgen macht. Die Branche, die Politik in Deutschland und der EU und vor allem die Patientinnen und Patienten müssen darauf vorbereitet sein, dass es in diesem Konflikt keine Gewinner gibt«, so Brakmann.
Gegen die unberechenbare Handelspolitik der Trump-Administration brauche es eine Doppelstrategie aus Europa. »Einerseits muss auf konkrete Handelseinschränkungen reagiert werden, anderseits müssen wir die Resilienz der europäischen Arzneimittelversorgung stärken.« Pharma brauche attraktivere Bedingungen, um in Europa zu produzieren. Brakmann betonte: »Jeder Euro, der in die Krisenfestigkeit der Arzneimittelproduktion in Deutschland und ganz Europa gesteckt wird, ist allemal besser angelegt, als für Zölle verbrannt zu werden.«