»In der Apotheke wird zu wenig verdient« |
Alexander Müller |
04.02.2025 15:45 Uhr |
Die SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich will nach der Bundestagswahl das Thema Apothekenhonorar in den Blick nehmen. / © Bundestag
In der SPD-Fraktion ist zwar aktuell Dirk Heidenblut für die Apotheken zuständig, doch Martina Stamm-Fibich hat als Berichterstatterin für Arzneimittel sowie Heil- und Hilfsmittel auch viele Berührungspunkte. Beim AByou-Talk lobte sie die Apotheken als »einen der wichtigsten Player in der Versorgungskette«.
Das ApoRG habe sie zuerst als »gut gemeinten Gesetzentwurf« wahrgenommen, nach vielen Gesprächen mit Apothekerinnen und Apothekern aber eingesehen, dass es besser wäre, wenn das Gesetz nicht kommt wie ursprünglich geplant. Auch Heidenblut habe ihr verdeutlicht, welche negativen Auswirkungen die Idee einer »Apotheke ohne Apotheker« auf die Versorgung gehabt hätte.
Den Gedanken der Zweigapotheken mit etwas niedrigeren Anforderungen an den Betrieb findet Stamm-Fibich zwar nach wie vor nicht schlecht. In der Schnellfragerunde ganz zum Schluss bekannte sie sich aber zum freien Beruf und zum Mehrbesitzverbot.
Grundsätzlich hält Stamm-Fibich zudem an der Idee fest, die Assistenzberufe in der Offizin zu stärken. Denn dem Problem des Personalmangels könnten die Apotheken nur begegnen, wenn der PTA-Beruf attraktiv und mit Aufstiegschancen verbunden sei.
Einig war sich die ehemalige Betriebsrätin mit den AByou-Aktivisten, dass zur Attraktivität auch ein gutes Gehalt hört. PTA und PKA könnte da schon heute mit anderen Ausbildungsberufen nicht mehr mithalten, aber auch angestellte Approbierte sieht Stamm-Fibich in der Apotheke als deutlich unterbezahlt an. »Ich war echt entsetzt, was eine junge Apothekerin als Einstiegsgehalt bekommt«, so die Abgeordnete aus Erlangen mit Blick auf die Tarifverträge. »Ich bin der festen Überzeugung, dass in der Apotheke zu wenig verdient wird.«
Eine wirtschaftliche Stärkung der Apotheken hält Stamm-Fibich daher für notwendig, allerdings am liebsten nicht mit der Gießkanne. Den großen Zyto-Betrieb oder Apotheken mit siebenstelligen Gewinnen will sie nicht weiter fördern – entsprechend kritisch sieht sie eine generelle Anhebung des Fixums. Aus den Reihen der AByou-Apotheker kam an dieser Stelle das Gegenargument, dass alle Bundestagsabgeordneten einen Inflationsausgleich bekämen, obwohl einige hohe Nebenverdienste als Anwälte oder Auftragsredner hätten.
Abgerückt ist Stamm-Fibich von der im ApoRG vorgesehenen Absenkung des prozentualen Abschlags. Denn schon heute sei bei Hochpreisern eine »Versorgungsverschiebung« zu beobachten, weil sich gerade kleinere Apotheken die Vorfinanzierung schlicht nicht mehr leisten könnten. Das Problem wäre durch die Absenkung von 3 auf 2 Prozent verschärft worden.
Vorstellen kann sich Stamm-Fibich dagegen die Erhöhung der Notdienstvergütung und eine Stärkung der pharmazeutischen Dienstleistungen. Auch ein gestaffeltes Fixum, bei der etwa die ersten 10.000 abgegebenen Rx-Packungen höher vergütet werden, fände Stamm-Fibich charmant. Über pauschale Zahlungen – etwa im Bereich IT-Ausstattung – könne man ebenfalls sprechen.
Essenziell für die Apotheken wäre aus Sicht der SPD-Politikerin, endlich »Automatismen« bei der Honorarentwicklung zu bekommen, wie es sie in der Pflege und bei den Krankenhäusern längst gibt. Die Dynamisierung war auch im ApoRG vorgesehen, Stamm-Fibich hält daran fest.
Beim AByou-Talk wurde auch über das Thema Bedarfsplanung diskutiert. Die bisherigen Versuche, Apothekenniederlassungen über Anreize zu steuern, sind jedoch nicht von großem Erfolg geprägt – schon aufgrund der tatsächlich erforderlichen Investitionen. Hier freut sich die Gesundheitspolitikerin auf einen konstruktiven Dialog mit dem Berufsstand.
Positiv sieht Stamm-Fibich auch eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel, um die Krankenkassen zu entlasten und die Mittel für die Versorgung freizumachen. Die Arzneimittelpreise – gerade bei neu zugelassenen Präparaten – würden ohnehin in den Fokus rücken. »Ich hätte mir schon in dieser Legislaturperiode eine AMNOG-Reform gewünscht.« Die freie Preisbildung im ersten Jahr nach Zulassung sei »nicht mehr das richtige Maß der Dinge«, so Stamm-Fibich.