Impfgegnerin sabotiert Apotheken-Aktion |
Cornelia Dölger |
09.10.2025 09:12 Uhr |
Eine Frau protestierte gestern Abend gegen die Impfaktion in einer Apotheke in Heegbach. / © privat
Zu später Stunde gegen Grippe und Covid impfen und damit die Impfraten steigern – mit der »Langen Nacht des Impfens« machen die Apotheken in ganz Deutschland jedes Jahr auf die Bedeutung der Schutzimpfung aufmerksam, so auch gestern. In diesem Jahr haben erstmals auch Arztpraxen und Betriebsärzte mitgemacht. Aufrufe, die Aktion zu unterstützen und sich in der Apotheke impfen zu lassen, kamen vorab reichlich, auch von mehreren Gesundheitsministerinnen und -ministern aus den Ländern.
Dass eine Impfgegnerin mit der Aktion nicht einverstanden war, erfuhr Nojan Nejatian, Apothekeninhaber aus Hessen, gestern Abend auf ziemlich aggressive Weise. Vor seiner Apotheke in Heegbach bei Darmstadt, die wie bundesweit Hunderte andere zur »Langen Nacht des Impfens« eingeladen hatte, stellte sich gegen 19 Uhr eine Frau mit einem Plakat auf. Auf diesem stand in rot-schwarzen Großbuchstaben: »Deutschlandweit machen ca. 98 Prozent aller Apotheken nicht mit bei dieser Impfaktion! Ich vertraue dieser Apotheke nicht.«
Nejatian berichtet der PZ heute, dass er die Frau angesprochen habe, aber sie habe gesagt, er solle verschwinden, er sei »Gift« für sie. Die Frau habe ein Kreuz hochgehalten und sei vor der Apotheke stehengeblieben – in weiterem Abstand auf dem Bürgersteig und damit im öffentlichen Raum, sodass Nejatian sie nicht wegschicken konnte. »Bleiben Sie mir fern«, habe sie gesagt. Er sei »der Teufel« für sie, ein »Vampirmensch« und »Massenmörder«.
Die Frau habe sogar zwei Personen angepöbelt, die zum Impfen in die Apotheke kommen wollten, diese seien dann gegangen und er habe sie im Nachgang telefonisch nicht mehr erreichen können, so Nejatian. Die Folge: Nejatian musste zwei aufgezogene Impfungen entsorgen – und das, während gleichzeitig weltweit Menschen dringend diesen Impfstoff benötigten, ärgerte er sich.
Er habe die Bürgermeisterin des 8000-Einwohner-Orts angerufen und ihr von dem Vorfall berichtet. Sie fragte, ob sie die Polizei verständigen solle. Das wollte er aber nicht. Schon im Sommer, sagt er, habe er Kritik an der Impfaktion erfahren; ein Orthopäde aus Hamburg habe ihn angerufen und gefragt, warum er gegen Covid impfe.
Aber es gab auch positive Resonanz: 20 Menschen haben sich laut Nejatian in der Apotheken gegen Grippe beziehungsweise Covid impfen lassen. Viele seien dankbar gewesen, wollten dem Team sogar Trinkgeld geben. Dass die Apotheken dazu beitrügen, die Impfraten zu erhöhen, sei ihm wichtig. Dafür sei er am Abend extra in die Apotheke gekommen, trotz Neugeborenem zuhause. Und er werde, so versicherte er, weiterhin jeden Samstag eine Impfaktion in seiner Apotheke anbieten.