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Coronavirus-Impfstoff

Impfdosen-Vertrag mit AstraZeneca

Die europäische Impfallianz um Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat einen ersten Vertrag über 300 Millionen Impfdosen abgeschlossen. Der Vertragspartner ist das Pharmaunternehmen AstraZeneca, die Allianz sei aber mit weiteren Firmen im Gespräch.
dpa
PZ
15.06.2020  10:20 Uhr

Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande haben einen ersten Vertrag über mindestens 300 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus geschlossen. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium am Samstag in Berlin mit. Der Vertragspartner AstraZeneca nannte sogar eine Größenordnung von »bis zu 400 Millionen Dosen«.

Die Entwicklung eines Impfstoffs könnte im günstigen Fall schon Ende des Jahres abgeschlossen sein, hieß es aus dem Ministerium. Vertragspartner ist das Pharmaunternehmen AstraZeneca. Profitieren sollen alle EU-Staaten, die dabei sein wollen. Die Impfdosen würden relativ zur Bevölkerungsgröße aufgeteilt. »Viele Länder der Welt haben sich schon Impfstoffe gesichert, Europa noch nicht«, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). »Durch das zügige koordinierte Agieren einer Gruppe von Mitgliedsstaaten entsteht in dieser Krise Mehrwert für alle EU-Bürger. Wir wollen gemeinsam mit der Kommission künftig noch schneller und verhandlungsstärker werden.«  

AstraZeneca hatte nach eigenen Angaben zuvor schon ähnliche Vereinbarungen unter anderem mit Großbritannien, den USA und Indien über insgesamt 1,7 Milliarden Impfdosen abgeschlossen. Dabei geht es um den an der britischen Universität Oxford entwickelten Covid-19-Impfstoff AZD1222. Der beruht auf einer abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem das Virus Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Die Impfung soll das Immunsystem auf Trab bringen, damit es den Erreger im Falle einer Infektion unschädlich machen kann. In den kommenden Monaten soll der Impfstoff in einer Studie, die im Mai begonnen hat, an insgesamt gut 10 000 Erwachsenen geprüft werden.

»Dieses Projekt ist momentan am weitesten fortgeschritten«, sagt der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Marburg, Stephan Becker, der selbst einen ähnlichen Impfstoff erforscht. »Die bisherigen Daten zeigen, dass AZD1222 eine Immunantwort auslöst. Ob der Impfstoff tatsächlich vor Sars-CoV-2 schützt, kann man noch nicht genau sagen.«

Weltweit mehr als 120 Impfstoff-Kandidaten

Die vier europäischen Staaten haben sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums zu einer Impfallianz zusammengeschlossen und sind mit mehreren Unternehmen im Gespräch, die an aussichtsreichen Impfstoffen forschen. »Damit Impfstoffe sehr zügig nach einer möglichen Zulassung in diesem oder im nächsten Jahr in großer Zahl verfügbar sind, müssen Produktionskapazitäten schon jetzt vertraglich gesichert werden«, hieß es weiter. Bei der Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister am Freitag sei zudem vereinbart worden, die Aktivitäten der Impfallianz mit denen der EU-Kommission zusammenzuführen.

Weltweit gab es nach Angaben des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) vom Mai mehr als 120 Impfstoff-Projekte, von kleinen Firmen wie Biontech aus Mainz oder Curevac in Tübingen bis zu Konzernen wie Sanofi und GlaxoSmithKline. Doch wann eine Impfung zugelassen wird, weiß derzeit niemand. Noch vor kurzem wurden für die Entwicklung solcher Wirkstoffe Zeiträume von vielen Jahren veranschlagt. Neue Technologien und Vorgehensweisen können den Prozess beschleunigen: So bereitet etwa AstraZeneca schon jetzt die Massenproduktion des Präparats vor. »Man muss möglichst viele Prozesse parallelisieren, damit ein Impfstoff möglichst schnell verfügbar ist«, sagt der Marburger Virologe Becker.

Wie lange die britische Studie braucht, um belastbare Resultate zu erbringen, hängt auch vom Verlauf der Pandemie ab: »Wenn die Übertragungsrate hoch bleibt, könnten wir in einigen Monaten genug Daten haben, um zu beurteilen, ob die Impfung funktioniert«, schrieb die Universität Oxford. »Aber wenn die Übertragung abfällt, könnte dies bis zu sechs Monate dauern.« Daher würden in der Studie vor allem Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko wie etwa Mitarbeiter im Gesundheitswesen getestet. Möglicherweise, so der Experte Becker, sei es sinnvoll, Teile der Studie in Regionen auszulagern, in denen die Epidemie noch akut sei. Und wenn die Impfung doch nicht schützt oder andere Hersteller schneller sind? Die Uni Oxford räumt ein, dass ein beträchtlicher Teil der Impfstoffe in klinischen Studien scheitert.

Dafür, so das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage, gebe es Vertragsklauseln. Auf jeden Fall, sagt der Virologe Becker, sollten Staaten mehrere Impfstoff-Projekte im Auge behalten: »Es macht Sinn, seine Eier nicht nur in ein Nest zu legen.«

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