Immunmodulatoren im Vergleich |
Annette Rößler |
21.04.2023 13:35 Uhr |
Welches Medikament ist für den einzelnen Patienten mit MS am besten geeignet? Das IQWiG untersucht diese Frage zurzeit, bemängelt aber große Datenlücken. / Foto: Getty Images/Rawpixel
Multiple Sklerose mit schubförmig remittierendem Verlauf (RRMS) ist die häufigste Form der Autoimmunerkrankung. Für die Behandlung stehen zahlreiche Immunmodulatoren zur Verfügung. Ist einer davon den anderen überlegen, wenn die Erkrankung trotz Vorbehandlung hochaktiv bleibt? Mit dieser Frage beschäftigt sich das IQWiG aktuell im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) – ein Mammutprojekt, denn vergleichend beurteilt werden nicht weniger als zehn Wirkstoffe: Alemtuzumab, Cladribin, Dimethylfumarat, Fingolimod, Natalizumab, Ocrelizumab, Ofatumumab, Ozanimod, Ponesimod und Teriflunomid.
Im Vordergrund sollen laut IQWiG die Vor- und Nachteile der einzelnen Therapieoptionen für die Patienten stehen. Allerdings sei die Datenlage in weiten Teilen lückenhaft, kritisierte das Institut anlässlich der Veröffentlichung des Vorberichts zum Projekt Anfang April. In dem Vorbericht definiert das IQWiG die genauen Fragestellungen der vergleichenden Nutzenbewertung, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass diese anhand der ihm eingereichten Daten größtenteils nicht zu beantworten sind. »Viele der Fragen, die den Betroffenen wichtig sind, können in diesem Vorbericht nicht beantwortet werden, weil es an Evidenz fehlt – denn bei den untersuchten Wirkstoffen endete die Forschung meist nach der Zulassung«, stellt Dr. Thomas Kaiser, der neue Leiter des IQWiG, fest.
Tatsächlich sind die Aussagen, die der Vorbericht enthält, dürftig: Ein Wechsel auf Alemtuzumab sei der Basistherapie mit Interferon-β 1a überlegen und Ofatumumab beziehungsweise Ponesimod seien Teriflunomid überlegen (Hinweis beziehungsweise Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen). Die Hersteller haben nun noch bis zum 11. Mai Zeit, zu dem Vorbericht Stellung zu nehmen und gegebenenfalls weitere Daten einzureichen. Möglicherweise lassen sich damit dann weitere Aussagen zu dieser für die Patienten überaus wichtigen Frage treffen.