Immer mehr Krebsdiagnosen bei unter 50-Jährigen |
Für einzelne Krebsarten - darunter Haut-, Brust-, Prostata- und Schilddrüsenkrebs - sei indes ein vermehrtes Fallaufkommen in der Altersgruppe zwischen 15 und 49 Jahren sichtbar, so Arndt. Als Gründe für diesen Anstieg müsse aber in erster Linie die vermehrte Diagnostik diskutiert werden. So seien beispielsweise 2007 die Zahlen für Hautkrebs hierzulande deutlich gestiegen: Damals wurden neue Screening-Programme eingeführt. Beim Darmkrebs habe die verbesserte Früherkennung die Fallzahlen sogar gesenkt. So würden bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) häufig die erkannten Polypen gleich entfernt. «Damit wird eine Vorstufe des Krebses erwischt und Primärprävention geleistet», erläuterte Arndt.
Auch die Studienautoren spekulieren, dass der von ihnen beobachtete Anstieg mit einer verbesserten Früherkennung in Industrieländern zusammenhängen könnte. Vor allem aber spielten neben genetischen Faktoren eine ungesunde Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum, Bewegungsmangel, Übergewicht und hoher Blutzucker eine Rolle.
Auf Basis ihrer Auswertung prognostizieren die Mediziner, dass die Zahl der neuen Krebsfälle und der damit verbundenen Todesfälle bei den unter 50-Jährigen bis 2030 weltweit um weitere 31 Prozent (Diagnosen) beziehungsweise 20 Prozent (Todesfälle) steigen werde, wobei die über 40-Jährigen am meisten gefährdet seien.
Schon der Blick auf die Entwicklung zwischen 1990 und 2019 zeigt, dass in der untersuchten Altersgruppe vor allem die 40- bis 49-Jährigen betroffen sind. Daher regen Dr. Ashleigh Hamilton und Professor Dr. Helen Coleman von der Queen's University Belfast in Irland in einem begleitenden Kommentar an, über gezielte Früherkennungsmaßnahmen für diese Altersgruppe nachzudenken.
Für Hamilton und Coleman stellten die Studienergebnisse die Wahrnehmung der in jüngeren Altersgruppen diagnostizierten Krebsarten infrage: »Es ist wichtig, sowohl die Öffentlichkeit als auch das medizinische Fachpersonal über die Möglichkeit bestimmter Krebsarten bei jüngeren Erwachsenen aufzuklären, um eine frühere Diagnose zu ermöglichen, was wiederum den Ausgang verbessert.« Maßnahmen zur Prävention und Früherkennung seien dringend erforderlich, ebenso wie die Ermittlung optimaler Behandlungsstrategien: Jüngere Patientinnen und Patienten hätten andere Pflege- und Unterstützungsbedürfnisse.