Als Teil des Antibiotic-Stewardship-(ABS-)Teams sorgen Krankenhausapotheker unter anderem für einen indikationsgerechten Einsatz der Wirkstoffe. / © Adobe Stock/Jacob Lund
Resistente Erreger stellen das Gesundheitswesen vor wachsende Herausforderungen. Jüngste Erhebungen zeigen, dass in Deutschland ein Viertel bis ein Drittel der stationären Patienten mit Antibiotika behandelt werden. Ein erheblicher Anteil dieser Therapien gilt als optimierungsbedürftig. Multidisziplinäre Programme wie das ABS sollen Abhilfe schaffen – mit dem Ziel, Infektionen wirksam und sicher zu behandeln und die Resistenzbildung zu begrenzen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Krankenhausapotheker.
Krankenhausapotheker sind längst mehr als reine Arzneimittelversorger. Sie verstehen sich als Partner im therapeutischen Prozess. Im Rahmen der ABS-Visiten prüfen sie gemeinsam mit Infektiologen, Mikrobiologen und Hygienikern, ob Wirkstoffwahl, Dosierung, Applikationsart und Therapiedauer leitliniengerecht an die individuelle Patientensituation angepasst sind.
Schwerpunkte der pharmazeutischen Beratung sind die Identifikation von arzneimittelbezogenen Problemen und die Erarbeitung von dazugehörigen Lösungsvorschlägen. Darunter fallen beispielsweise fehlende Dosisanpassungen an Organfunktionen oder Gewicht, eine suboptimale Auswahl des Wirkstoffes bei Begleiterkrankungen sowie klinisch relevante Wechselwirkungen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen.
Die pharmazeutische Mitarbeit in ABS-Teams setzt spezielle Kenntnisse zu Infektionskrankheiten und deren Therapie voraus, die im Rahmen der Bereichsweiterbildung Infektiologie oder in Fortbildungskursen zu ABS erworben werden. Als Fundament bringen Krankenhausapotheker bereits ein umfassendes Wissen zu Pharmakokinetik, Stabilität und Kompatibilität sowie zu Wechselwirkungen mit, das sie in den klinischen Entscheidungsprozess einbringen können.
Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Mitarbeit an der Entwicklung von hausinternen Leitlinien auf Basis lokaler Resistenzdaten. Inzwischen werden Leitlinien vermehrt auf elektronischem Weg (zum Beispiel als App) zur Verfügung gestellt, um den Zugriff und damit auch die Umsetzung zu erleichtern. Parallel erfassen Apotheker regelmäßig den Antibiotikaverbrauch, bewerten diesen und leiten daraus gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des ABS-Teams Maßnahmen ab.
Zu den Maßnahmen zählen unter anderem Freigaberegelungen für Reserveantibiotika, Fortbildungen und optimierte Rückmeldemöglichkeiten an die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. So verbinden sich pharmazeutische, medizinische und ökonomische Aspekte im Sinne einer nachhaltigen Therapiestrategie.
ABS-Tätigkeiten sind für den Krankenhausbereich detailliert beschrieben. Doch auch im niedergelassenen Bereich ist ABS aufgrund der hohen ambulanten Verordnungsraten von Antiinfektiva essenziell. Öffentliche Apotheken tragen wesentlich zur Adhärenz-Förderung und Aufklärung über den sinnvollen Antibiotikaeinsatz bei. ABS-Programme im ambulanten Bereich unter Beteiligung von öffentlichen Apotheken sollten aufgebaut und die sektorenübergreifende Kooperation gefördert werden. Dies könnte langfristig zur Sicherung der Wirksamkeit essenzieller Wirkstoffe beitragen.
Krankenhausapotheker leisten einen bedeutenden Beitrag zum rationalem Antibiotikaeinsatz. Ihre Tätigkeit in ABS-Teams zeigt, wie pharmazeutische Expertise konkret zur Behandlungsqualität und Patientensicherheit beitragen kann.