Pharmazeutische Zeitung online
Hilfsmittelversorgung

IKK classic soll neu verhandeln 

Stefan Schwartze (SPD) ist Patientenbeauftragter der Bundesregierung und hat sich mit Apothekern im Kreis Herford über die zunehmenden Probleme in der Hilfsmittelversorgung ausgetauscht. Besonders die gekündigten Hilfsmittelverträge der IKK classic kamen zur Sprache. 
PZ
15.08.2025  16:20 Uhr

Die Apotheker im Kreis Herford haben nach Angaben des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) vor Kurzem öffentlich Alarm geschlagen, weil sie die Versorgung der Patienten mit Hilfsmitteln in Gefahr sehen. Seit Juli können demnach Hunderte von Apotheken in Westfalen-Lippe die Versicherten der IKK classic nicht mehr auf Kosten ihrer Krankenkasse mit Hilfsmitteln versorgen – wie Inhalationsgeräte, Nadeln für Insulin-Pens und vielem anderem mehr.

Der Grund: »Die Krankenkasse hat zum 30. Juni den Vertrag gekündigt, der die Vergütung der Apotheken für die Abgabe vieler Hilfsmittel an Patienten regelt«, erklärt Apotheker Jens Kosmiky, AVWL-Vorstandsmitglied, in einer Pressemitteilung.

»Die IKK classic hat zwar einen neuen Vertrag vorgelegt, der aber absolut unwirtschaftlich ist – da muss man noch Geld mitbringen«, legt Kosmiky nach. Ein Punkt, den auch Kreisvertrauensapotheker Edward Mosch in der Mitteilung anprangert. »Die IKK classic hat die Vergütung für viele Hilfsmittel teils um mehr als 30 Prozent gesenkt. Was vorher schon nur mit guten Einkaufskonditionen abzufangen war, ist nun faktisch unmöglich geworden.« Dadurch entstünden Mehrkosten, die entweder die Apotheke oder der Versicherte übernehmen müssten. »Letztlich geht das alles zu Lasten der Patienten«, ergänzt Mosch.

Krankenkasse soll neu verhandeln

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), wollte sich vor Ort über die Probleme und deren Ursachen informieren. »Den Krankenkassen fehlt Geld, daher muss gespart werden«, urteilte er laut AVWL bei seinem Besuch. Die IKK classic müsse neu mit den Apotheken verhandeln. 

Die Kosten auf den Patienten abzuwälzen, könne aber nicht die Lösung sein. Genau diese Gefahr sieht der AVWL. Es sei nicht das erste Mal, dass eine Krankenkasse versuche, im Hilfsmittelbereich Dumpingpreise durchzudrücken. Vor drei Jahren bereits habe die AOK NordWest im Bereich der Inkontinenzversorgung Konditionen unterbreitet, zu denen eine Versorgung schlicht unmöglich gewesen sei. Sollte die IKK classic mit ihrem Vorstoß Erfolg haben, könnten weitere Kassen nachziehen, fürchtet der AVWL.

Jens Kosmiky ist sich sicher: »Das Resultat wäre eine unzureichende Versorgung der Patienten und dafür müssten sie auch noch mehr bezahlen!« Fraglich sei auch, ob die anfallenden Mehrkosten überhaupt von den Versicherten bezahlt werden können. Schlimmstenfalls würde dann auf die notwendige Therapie verzichtet, was in deutlich teureren Folgebehandlungen resultieren könnte. »Und die zahlt dann wieder die Krankenkasse – das ist doch eine Milchmädchenrechnung«, ärgert sich Kreisvertrauensapotheker Mosch.

Probleme für Patienten 

Annika Storck, Apothekerin aus Spenge, bringt in der Pressemitteilung ein aktuelles Beispiel: Am vorangegangenen Freitagnachmittag sei eine junge Mutter in ihre Apotheke gekommen. Der Arzt hatte einen Medikamentenvernebler, also ein Inhalationsgerät für ihr Baby, verordnet. »Natürlich haben wir solche Produkte vorrätig, schließlich müssen solche Therapien schnellstmöglich begonnen werden.« Da Mutter und Kind aber beide bei der IKK classic versichert waren, habe sie sie nicht beliefern können. 

»Bei der Suche nach einem entsprechenden Vertragspartner habe ich der Mutter natürlich geholfen, schließlich lässt man seine Patienten nicht im Regen stehen«, sagt die Junginhaberin. Das ernüchternde Ergebnis: Die Mutter hätte für die benötigten Artikel entweder 30 Kilometer fahren oder sie online bestellen müssen, mit angekündigtem Lieferdatum am kommenden Montag. »Das ist für ein Baby mit Atemwegserkrankung viel zu lange«, so Storck.

»Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich die Krankenkassen wieder an den Verhandlungstisch mit den Apotheken setzen würden«, so der Patientenbeauftragte Schwartze. Jens Kosmiky glaubt nicht, dass dies zu einem Erfolg führt: »Bei dem Vertrag der IKK classic gab es keine Verhandlungen, das war ein Diktat, nach dem Motto ›friss oder stirb‹.« Letztlich gehe es um eine vernünftige Versorgung der Bevölkerung, stellt Stefan Schwartze klar: »Eine ›Rosinenpickerei‹, bei der die Krankenkassen unwirtschaftliche Aspekte einfach auf Apotheken und Versicherte abwälzen, kann nicht das Ergebnis sein.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa