Hypertone Nasentropfen verkürzen Erkältungsdauer bei Kindern |
Kochsalz ist eine simple und günstige Alternative schon bei den kleinsten Schnupfnasen. / Foto: Getty Images/Frederic Cirou
Erkältungen gehören zu jeder Kindheit dazu. Zumindest etwas Linderung bei verstopfter Nase verschaffen Natriumchlorid-haltige Nasentropfen mit Koch- oder Meersalz – und offenbar können sie auch die Krankheitsdauer verkürzen und noch dazu die Ansteckungsgefahr für andere Familienmitglieder reduzieren. Das legen Ergebnisse der ELVIS-Kids-Studie nahe, die vor Kurzem beim Kongress der Europäischen Atemwegsgesellschaft (ERS) in Wien vorgestellt wurden.
»Kinder haben jedes Jahr bis zu zehn bis zwölf Infektionen der oberen Atemwege, also Erkältungen, die für sie und ihre Familien eine große Belastung darstellen«, so Studienleiter Professor Dr. Steve Cunningham von der Universität Edinburgh. Seine Studiengruppe hat nun untersucht, ob eine Behandlung mit einfachen Nasentropfen tatsächlich einen messbaren Effekt hat.
Dafür wurden 301 Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren mit akutem Infekt in die Studie eingeschlossen. 151 Kinder wurden regulär behandelt. Die Eltern der anderen 150 Kindern bekamen zusätzlich Meersalz ausgehändigt und dazu Instruktionen, wie sie daraus selbst 2,6-prozentige Kochsalz-Nasentropfen herstellen können und diese korrekt anwenden. Sie sollten ihre Kinder mit drei Tropfen pro Nasenloch mindestens viermal täglich bis zur Genesung behandeln. Tatsächlich wenden die Eltern es im Schnitt aber nur dreimal an, über durchschnittlich fünf Tage.
Die Kinder der so behandelten Gruppe zeigten im Schnitt sechs Tage Erkältungssymptome, während es in der Vergleichsgruppe acht Tage waren – eine deutliche Verkürzung der Erkrankungsdauer. Die mit Meersalz behandelten Kinder brauchten zudem weniger herkömmliche Medikamente. Außerdem steckten sich weniger andere Personen im Haushalt an (46 versus 61 Prozent).
82 Prozent der Eltern in der Nasentropfen-Gruppe hatten den Eindruck, es habe ihren Kindern geholfen, schneller gesund zu werden, und 81 Prozent wollen die Methode beim nächste Infekt wieder anwenden. Die Studie habe auch gezeigt, dass Eltern die Nasentropfen für ihre Kinder sicher herstellen und verabreichen können und somit eine gewisse Kontrolle über die Erkältung ihrer Kinder haben, ergänzt Cunningham.
Der Pädiatrieprofessor erklärt die Wirkung des Meersalzes so: »Chlorid wird von den Zellen, die die Nase und die Luftröhre auskleiden, verwendet, um in den Zellen hypochlorige Säure zu produzieren, die sie zur Abwehr einer Virusinfektion verwenden. Wenn man den Zellen der Auskleidung zusätzliches Chlorid zuführt, hilft dies den Zellen, mehr hypochlorige Säure zu produzieren, was dazu beiträgt, die Virusreplikation zu unterdrücken, was die Dauer der Virusinfektion und damit die Dauer der Symptome verkürzt.« In den Nasenabstrichen der Kinder konnten die Forschenden übrigens 17 verschiedene respiratorische Viren nachweisen; am häufigsten Rhinoviren.
In einer Pressemitteilung vom ERS-Kongress kommentiert Professor Dr. Alexander Möller vom Universitäts-Kinderspital Zürich, der nicht an der Studie beteiligt war, dass dies die erste Studie dieser Art war. Die äußerst kostengünstige und einfache Maßnahme habe das Potenzial, weltweit angewendet zu werden. »Eltern eine sichere und wirksame Möglichkeit zu bieten, die Auswirkungen von Erkältungen bei ihren Kindern und in der Familie einzuschränken, würde eine erhebliche Verringerung der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastung durch diese häufigste Erkrankung bedeuten«, so Möller.