Holland-Versender als Lückenfüller |
| Lukas Brockfeld |
| 17.01.2025 15:00 Uhr |
Ein Logistikzentrum des Versandhändlers Shop Apotheke. / © Shop Apotheke
Gerade seit der Einführung des E-Rezepts können sich die Versandhändler über wachsende Umsätze freuen. Gegen Kritik wehren sich die Unternehmen gerne, indem sie behaupten, dass sie angesichts des Apothekensterbens die Arzneimittelversorgung gerade in ländlichen Regionen erhalten. Jetzt sichern sich die Versender mit einem eigenen Gutachten ab.
Die European Association of E-Pharmacies (EAEP) hat dafür beim Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft (IEGUS) eine Studie in Auftrag gegeben. Mitglieder in der EAEP sind unter anderem Doc Morris und Redcare Pharmacy. Verbandspräsident Walter Hess ist außerdem CEO von Doc Morris.
Das IEGUS hat für eine quantitaive Datenanalyse die anonymisierten Bestelldaten der beteiligten Versandhändler in Deutschland untersucht. Dabei zeigte sich, dass die erfassten Versender Kundinnen und Kunden in ganz Deutschland in allen Postleitzahl-Gebieten beliefern.
Der Online-Handel erfreut sich demnach wachsender Beliebtheit. 2019 gingen noch 16,4 Millionen Arzneimittelbestellungen bei den Händlern ein. 2023 waren es schon 29,8 Millionen. Auch die Gesamtzahl der gelieferten OTC- und Rx-Arzneimittelpackungen stieg deutlich. 2019 waren es 61,3 Millionen Packungen, 2023 schon 95 Millionen.
In einem nächsten Schritt schaute sich das IEGUS die Zahl der Lieferungen in unterschiedlichen Regionen an. Dabei zeigte sich, dass die Zahl der Pro-Kopf-Lieferungen in Gegenden mit geringer oder mittlerer Bevölkerungsdichte am höchsten war. Die Zahl der Medianlieferungen pro Kopf war mit 0,420 in Regionen mit mittlerer Bevölkerungsdichte am höchsten. In Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte war sie mit 0,330 am niedrigsten.
Die Autoren sehen in diesen Zahlen einen Beleg für die besondere Bedeutung des Versandhandels bei der Versorgung der Menschen im ländlichen und vorstädtischen Raum. Eine weitere Auswertung der Bestelldaten zeige, dass die Belieferung mit OTC-Arzneimitteln durch Versandhändler in Regionen mit geringer Vor-Ort-Apothekendichte besonders beliebt sei.
Das IEGUS geht nicht davon aus, dass die Versandhändler nennenswert für den Rückgang der Anzahl der Vor-Ort-Apotheken verantwortlich sind. Hier seien andere Faktoren wie der Fachkräftemangel, wirtschaftliche Herausforderungen, Bürokratie und die Schließung von Arztpraxen ausschlaggebend.
Die Versandhändler sehen sich durch die von ihnen in Auftrag gegebene Studie bestätigt. So erklärte EAEP-Präsident und Doc Morris CEO Walter Hess in einer Pressemitteilung: »Die Daten zeigen ganz klar, dass die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen angekommen ist. Sie wird der Game Changer für die Verbesserung der Patientengesundheit sein.«
Auch EAEP-Vizepräsident und Redcare CEO Olaf Heinrich äußerte sich euphorisch: »Ich freue mich sehr über diese Untersuchung, die erstmalig die Relevanz von Online-Apotheken für ganz Deutschland unterstreicht. Für mich ist das Ergebnis ein klarer Beweis dafür, dass wir als Online-Apotheken eine wesentliche Säule des deutschen Gesundheitswesens darstellen, die jetzt wissenschaftlich bestätigt wurde.«