Holetschek für dynamisches Honorar im Eiltempo |
Cornelia Dölger |
11.02.2025 16:00 Uhr |
»Unser Ziel ist klar: die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln langfristig sichern«, so Holetschek. / © IMAGO/Rolf Poss
Das Apothekenwesen braucht eine Reform, aber nicht »Apotheken ohne Apotheker«. Der ehemalige bayerische Gesundheitsminister sprach sich beim AByou-Talk gestern Abend klar gegen die inzwischen begrabenen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) aus. Die Pläne seien »irrsinnig und aberwitzig«. Allein mit Videoberatung seien die nötigen Strukturreformen nicht zu bewältigen.
Das Gesundheitssystem stehe insgesamt vor großen Herausforderungen, betonte Holetschek. Bisherige politische Maßnahmen, etwa um die Kosten zu senken, seien »wenig tauglich«. Statt immer mehr Kontrolle brauche es mehr Vertrauen in die Expertise und Fähigkeiten der Leistungserbringer, forderte Holetschek, der seit Oktober 2023 Vorsitzender der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag ist.
Während der Pandemie hätten die Apotheken ihre wichtige Rolle für die Versorgung unter Beweis gestellt. Holetschek bedauerte, dass viele Regelungen etwa zum Arzneimittelaustausch inzwischen wieder starrer seien. Vor allem kritisierte er Null-Retaxationen bei kleinen Formfehlern. Die überbordenden Regelungen überlasteten die Apotheken. Es brauche jetzt »disruptive Maßnahmen und eine kraftvolle Entbürokratisierung«, um »durch das Dickicht eine Schneise zu schlagen«.
Auf die Frage, was zuoberst auf seiner To-do-Liste stünde, wenn er der nächste Bundesgesundheitsminister würde, antwortete Holetschek: »Ich werde es nicht«, insofern sei die Frage rein theoretisch. »Für mich haben die Apotheken natürlich eine Priorität«, versicherte Holetschek. Es gelte, an mehreren Ecken gleichzeitig anzupacken.
Das Apothekenhonorar müsse »rauf«, so Holetschek und verwies auf Forderungen nach einem 12-Euro-Fixum. Apotheken kämen in der gesundheitspolitischen Diskussion meist nur am Rande vor, das müsse sich ändern. Daher solle in der neuen Legislatur »direkt am Anfang« ein Signal für die Apotheken gesetzt werden.
»Im Sinne der Patientinnen und Patienten müssen wir die Apotheken vor Ort als zentrale Gesundheitsdienstleister stärken«, so Holetschek. Die Apotheken seien häufig auch wichtige erste Anlaufstellen für die Versorgung im ländlichen Raum – »diese Strukturen dürfen wir nicht verlieren«. Holetschek sprach in diesem Zusammenhang auch ein Rx-Versandverbot an.
Zum Beispiel sei denkbar, die Dynamisierung des Honorars in den künftigen Koalitionsvertrag zu schreiben und das Ziel mit einem konkreten Zeithorizont zu versehen, etwa die Dynamisierung binnen eines Jahres umzusetzen.
Mehrmals wandte sich Holetschek an die 45 Teilnehmenden und fragte nach ihren Prioritäten und wie die Apotheken entlastet werden könnten. Eine Honoraranpassung, die die Inflation auffange, damit vernünftige Löhne gezahlt werden könnten, sowie mehr Kompetenzen für Apothekerinnen und Apotheker, so ein Vorschlag aus dem Teilnehmerkreis.
Holetschek stimmte dem zu und sprach sich für einen »Paradigmenwechsel« aus. Etwa beim Impfen gelte es, Standesdünkel zu überwinden. In der Pandemie habe man ein gemeinsames Verständnis entwickelt, so eines brauche es jetzt wieder.
Apotheken sollten weiterhin den Kontakt mit den Gesundheitspolitikerinnen und -politikern suchen, appellierte Holetschek, der von Januar 2021 bis Oktober 2023 Staatsminister für Gesundheit und Pflege in Bayern war. Soziale Themen dürften nicht zu kurz kommen, trotz dominierender Blöcke wie Migration und Wirtschaft. Das Thema Versorgung sei nah an den Menschen und müsse in der Politik berücksichtigt werden. »Unser Ziel ist klar: die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln langfristig sichern«, so Holetschek.