Hinweis auf Wirkung bei Long Covid |
Annette Rößler |
16.05.2024 12:00 Uhr |
Zunächst sind es nur Ergebnisse von In-vitro-Untersuchungen, die andeuten, dass Naltrexon bei Long Covid wirksam sein könnte. / Foto: Adobe Stock/Cavan
Das Krankheitsbild Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) ist eine neurologische Erkrankung, die durch Infektionen mit verschiedenen Viren ausgelöst werden kann. Betroffene leiden an Brain Fog, Schmerzen und vor allem an einer ausgeprägten Belastungsintoleranz. Jahrelang von der Forschung stiefmütterlich behandelt, erhält das ME/CFS mittlerweile mehr Aufmerksamkeit, weil Long Covid zumindest in seiner stärksten Ausprägung als eine Form des ME/CFS verstanden wird.
Im Fachjournal »Frontiers in Immunology« liefert ein Team um Etianne Martini Sasso vom Menzies Health Institute in Queensland, Australien, jetzt weitere Belege dafür, dass ME/CFS und schweres Long Covid ein und dieselbe Erkrankung sind – und auch einen starken Hinweis darauf, dass der Opioid-Antagonist Naltrexon Betroffenen helfen könnte. Die Gruppe hatte in einer früheren Arbeit bereits gezeigt, dass bei Patienten mit ME/CFS eine Dysfunktion des Ionenkanals TRPM3 (Transient Receptor Potential Melastatin 3) auf natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) vorliegt und dass das auch bei Patienten mit schwerem Long Covid der Fall ist. Dies bestätigten die Forschenden zunächst anhand von frisch gewonnenen NK-Zellen, die von jeweils neun gesunden Personen sowie von Patienten mit ME/CFS und Long Covid stammten.
Anschließend behandelten sie die Zellkulturen mit Naltrexon, weil mit diesem Wirkstoff in früheren Untersuchungen die beeinträchtigte TRPM3-Funktion bei NK-Zellen von Patienten mit ME/CFS wiederhergestellt werden konnte. Im aktuellen Experiment gelang dies erneut bei den Zellen der ME/CFS-Patienten, aber auch bei denen der Long-Covid-Patienten. Die Forschenden folgern daraus, dass eine Behandlung mit Naltrexon möglicherweise die Beschwerden betroffener Patienten lindern könnte und regen weitere Untersuchungen sowie klinische Studien an, um dies zu belegen.