Hilfe bei Suche nach Facharzttermin stärker gefragt |
Mehr Suchanfragen, weniger Terminangebot – die KV meldet einen Überblick über Anfragen und Vermittlungen. / © Imago/Michael Gstettenbauer
Bei der Suche nach fachärztlichen Terminen greifen Patientinnen und Patienten in Sachsen-Anhalt zunehmend auf die Hilfe der Kassenärztlichen Vereinigung zurück. Parallel stehen immer weniger freie Termine zur Verfügung. Über die Servicestelle wurden 2023 noch rund 54.150 Termine gebucht, 2024 schon fast 56.100. In der Hälfte des laufenden Jahres waren es rund 26.300 gebuchte Termine, teilte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Magdeburg auf Nachfrage mit. Die Zahl der Vermittlungswünsche lag weit höher: Von 2023 auf 2024 stieg ihre Zahl von 133.276 auf 182.612. In diesem Jahr gingen den Angaben zufolge bis Ende Juni 99.781 Vermittlungswünsche ein. Enthalten sind auch Mehrfachsuchen und erfolglose Vermittlungen.
Für Patientinnen und Patienten auf der Suche nach einem fachärztlichen Termin gibt es die Möglichkeit, die Servicestelle über die bundesweit einheitliche Rufnummer 116117 anzurufen. Sie können aber auch über die Website der 116117 oder die 116117-App selbstständig die gewünschte ärztliche oder Psychotherapiepraxis suchen, um einen Termin zu vereinbaren, wie die KV mitteilt. Zudem könnten überweisende Praxen für die eigenen Patientinnen und Patienten einen Termin über das System der Terminservicestelle vereinbaren.
Die Wartezeiten auf einen vermittelten Termin sind gesetzlich vorgegeben: Bei einem Behandlungstermin dürfen es nicht mehr als vier Wochen sein, im Fall einer psychotherapeutischen Akutbehandlung höchstens zwei Wochen.
Parallel zur steigenden Nachfrage nach fachärztlichen Terminen sinkt die Zahl der freien Termine, die solche Fachärztinnen und Fachärzte an den Terminservice melden. 2023 seien es noch rund 130.700 Termine gewesen, die ärztliche und Psychotherapiepraxen zur Verfügung gestellt hätten, 2024 etwa 85.300 und im laufenden Jahr bis zum 30. Juni etwas mehr als 42.000. »Die abnehmende Anzahl an Terminen kann Ausdruck des sich verfestigenden Ärztemangels sein«, erklärte eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung.
Die Daten der KV zeigen, dass Fachinternistinnen und Fachinternisten besonders stark nachgefragt sind. Dazu gehört die Gastroenterologie, Kardiologie, Pneumologie und Rheumatologie. Bei ihnen stiegen die absoluten Terminbuchungen, aber auch der Anteil der gebuchten Termine an den gemeldeten. 2023 etwa seien bei den Fachinternistinnen und Fachinternisten noch rund 58 Prozent der Termine gebucht worden, im vergangenen Jahr schon 83 Prozent und bis Mitte des laufenden Jahres 86 Prozent.
Ähnlich sehe es bei den Psychotherapieterminen aus. Dort sei die Buchungsquote von 72 Prozent im Jahr 2023 auf aktuell knapp 88 Prozent gestiegen. Augen- und Hautärztinnen und Hautärzte sowie Neurologinnen, Neurologen und Psychiaterinnen und Psychiater seien zunehmend gefragt, dort würden bis über 90 Prozent der gemeldeten Termine gebucht.
Bei Haus-, Kinder-, HNO-Ärztinnen und -ärzten hätten die Terminmeldungen die Vermittlungswünsche in Sachsen-Anhalt überstiegen – die zeitnahe Terminvermittlung ist laut der KV aber auch dort abhängig von der Region und den persönlichen Voraussetzungen der Patientinnen und Patienten. In allen anderen Fachgruppen gab es mehr Nachfrage nach Terminen als Termine selbst.
Auch wenn diese Quoten aussehen, als gäbe es noch Reserven, ist die Situation mehr als eng. »Trotzdem übersteigen in den genannten Fachgebieten die Vermittlungswünsche die absolute Anzahl der gemeldeten Termine«, so die Kassenärztliche Vereinigung. »Offensichtlich können durch zeitliche oder räumliche Präferenzen der Terminsuchenden nicht alle angebotenen Termine genutzt werden.«
Die KV sieht den Terminservice seit dem Start 2016 kritisch. »Selbst in Arztgruppen, in denen deutlich mehr Vermittlungswünsche bestehen als Terminmeldungen, bleiben Termine ungenutzt, und zwar schon im Terminservice selbst, nicht erst in der Arztpraxis.« Angebot und Nachfrage passten zeitlich und räumlich nicht zusammen. Gleichzeitig seien Vertragsärztinnen und Vertragsärzte verpflichtet, freie Termine zu melden. Aus Sicht der KV werden so Kapazitäten verschwendet.
Stattdessen befürwortet sie ein sogenanntes Primärarztsystem, in dem Haus-, Kinderärztinnen und -ärzte stärker steuern. Versicherte sollten zur Kasse gebeten werden, wenn sie selbst entschlossen zu fachärztlichen Konsultationen gehen oder Termine nicht wahrnehmen.
Wer den Terminservice der KV nutzt, hat oft selbst vergeblich Anläufe unternommen, an einen fachärztlichen Termin zu kommen. Haben die Patientinnen und Patienten dann den vermittelten Termin erhalten, erscheinen viele von ihnen trotzdem nicht in der Praxis. Die Gegenüberstellung der Terminbuchungsdaten des 116117-Terminservice mit den tatsächlichen Abrechnungsdaten zeigt für das Jahr 2024, dass etwa 14 Prozent der vermittelten Betroffenen nicht zum vereinbarten Termin erschienen sind, so die KV. »Eine vergleichbare Auswertung für das Jahr 2022 hatte noch circa 18 Prozent ergeben.«