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Suizidalität

Hier gibt es Hilfe, wenn das Leben schwerfällt

Der Gedanke, so nicht mehr leben zu wollen, kommt bei psychischen Erkrankungen, aber auch in Lebenskrisen vor. Das Wichtigste: darüber reden. Mit wem, wie? Experten-Rat für Betroffene und Angehörige.
dpa
31.01.2025  14:30 Uhr

Mehr als 10.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr durch Suizid, viele weitere unternehmen Versuche. Aber: Bei Suizidalität ist Hilfe möglich und ein Suizid vermeidbar, sagt Professor Dr. Reinhard Lindner, einer der beiden Leiter des Nationalen Suizidpräventionsprogramms für Deutschland (NaSPro). Er erklärt, wie Menschen mit Selbstmordgedanken Hilfe bekommen, und wie Angehörige sie unterstützen können.

»Der erste Schritt sollte immer sein: Hol dir Hilfe«, sagt Lindner. Also nicht alleine in der aussichtslos scheinenden Situation zu bleiben, sondern sich jemandem anzuvertrauen und über die Suizidalität zu sprechen, also über »die eigene Verzweiflung, die so weit geht, dass man sich töten will«.

Und das hilft? In den meisten Fällen ja, berichtet der Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin. »Tatsächlich wenden sich die allermeisten Menschen, die darüber nachdenken, Suizid zu machen, auf die eine oder andere Weise an andere. Und: Sie machen es dann nicht.« Denn zusammen komme man auf Lösungsoptionen und Verbesserungsmöglichkeiten.

Mit wem kann man darüber reden? 

Es gibt viele Wege, Unterstützung zu bekommen: etwa Beratung, Krisenintervention, Psychotherapie oder auch psychiatrische Behandlung. Dabei komme es auch darauf an, wie akut der Suizidgedanke ist, so Lindner.

Sein Rat: Wenn es einem sehr schlecht gehe, weil man eine Situation oder ein Problem überhaupt nicht bewältigen kann – etwa, weil eine geliebte Person einen verlassen und man das Gefühl hat, ohne diesen Menschen nicht leben zu können –, könne man überlegen: Mit wem kann ich darüber reden, auch im eigenen Umfeld, der nicht in Angst oder Stress verfällt, sondern mit mir auf Augenhöhe darüber sprechen kann, warum ich so verzweifelt bin?

Anonyme Gespräche und Beratung bieten Krisen-Hotlines wie die Telefonseelsorge (0800 1110111 oder 0800 1110222) an. Die Anonymität sei oft sehr hilfreich, so Lindner: »Denn ich kann mit dieser einen Person reden und kann ihr Sachen sagen, die ich sonst niemandem sagen würde.«

Hausärzte und Psychotherapeuten (Sprechstundentermine unter Telefon 116 117 oder online) kommen natürlich auch infrage, und manchmal könnten auch religiöse Ansprechpartner eine Hilfe sein.

Was, wenn die Gedanken ganz akut sind?

Wenn man aber konkret den Suizid plant und dazu gar keinen Abstand finden kann, dann ist das Allerbeste: Man begibt sich in eine psychiatrische Klinik, sagt Lindner. Das geht über die Notaufnahme oder eine psychiatrische Ambulanz und zu jeder Tages- und Nachtzeit. »Da kann man erst mal mit der aufnehmenden Ärztin und anderen Fachpersonen sprechen und meist bleibt man im Rahmen einer Krisenintervention ein paar Tage da, um sich zu beruhigen und aus der Situation zu gehen.«

Diese Basisversorgung sei in einer akuten Krise »sehr wirksam und hilfreich, dass man überlebt«, so der Experte. In der Psychiatrie kann man sinnvolle nächste Schritte besprechen.

Was genau sinnvoll ist, hänge von individuellen, aber auch von Versorgungsfaktoren ab, erklärt Lindner. Wenn man auf dem Land mit einer eher schlechten Versorgungssituation und wenig Beratungs- und Psychotherapie-Angeboten lebt, empfiehlt er die Institutsambulanz einer psychiatrischen Klinik, »weil man da auf Leute trifft, die etwas von der Lage, in der man ist, verstehen«.

Was können Angehörige tun?

Wenn man sich Sorgen macht und Angst hat, jemand überlegt, sich das Leben zu nehmen, sollte man nicht abwarten. Auch hier gilt: »Der wichtigste Schritt ist, das Gespräch zu suchen«, sagt Lindner. Dabei sollte man die Situation durchaus konkret ansprechen. »Davor scheuen sich viele. Aber es ist wichtig, etwa nachzufragen: ›Geht es dir schlecht? Hast du manchmal das Gefühl, aufgeben zu wollen?‹«

Dass man durch das Ansprechen die Suizidalität verstärke oder Menschen überhaupt erst auf den Gedanken bringe, ist falsch, so Lindner. »Sondern fast alle suizidalen Menschen haben dadurch das Gefühl: Da will jemand wirklich wissen, was in mir los ist. Und die Suizidalität ist ja da – die wird weder durch Nachfragen hervorgerufen noch geht sie weg dadurch, dass man nichts sagt.«

Die zentrale Botschaft, die vermittelt werden sollte, wenn man die offensichtliche Not und Verzweiflung des anderen anspricht: »Dir geht es schlecht, aber es gibt Hilfe. Du musst nicht alles aushalten. Es muss nicht so bleiben.« Einen Gesprächsleitfaden und Informationen dazu, was man bei so einem Gespräch vermeiden sollte, gibt es etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS).

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