Heute ist der »Tag der Überlastung im Gesundheitswesen« |
Im nächsten Jahr sollen die Zusatzbeiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung steigen. / © GettyImages/
Eisenlohr
In diesem Jahr fällt der »Tag der Überlastung im Gesundheitswesen« auf den 31. Oktober, noch im vergangenen Jahr war es der 9. November. Das teilte die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) mit.
Die SBK rechnet vor, dass die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in diesem Jahr für die Versorgung ihrer Versicherten insgesamt 320 Milliarden Euro ausgeben wird. Das sind 870 Millionen Euro am Tag. Über den allgemeinen Beitragssatz erhält sie von der Solidargemeinschaft 730 Millionen Euro am Tag, das entspricht auf das Jahr gesehen knapp 266 Milliarden Euro. Pro Tag läuft damit ein Fehlbetrag von 140 Millionen Euro auf, was sich auf eine Finanzierungslücke von insgesamt zwei Monaten summiert.
Diese Lücke wird vor allem über die Zusatzbeiträge der Kassen finanziert. Jedes Jahr bis zum 1. November legt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf Basis der Berechnungen des Schätzerkreises einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag fest. Im vergangenen Jahr prognostizierte das Expertengremium einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,7 Prozent für eine kostendeckende Finanzierung der GKV. Mitte Oktober musste er sich korrigieren und seine Prognose für 2024 auf 2 Prozent anheben. Für 2025 gehen die Fachleute bereits von 2,5 Prozent aus.
Doch die Schätzungen halten der Realität nach Aussage der SBK nicht Stand. Die aktuellen Zusatzbeiträge der Kassen lägen schon jetzt in einigen Fällen über diesem Wert und weitere Erhöhungen seien angekündigt. Der allgemeine Beitragssatz hingegen wurde seit fast zehn Jahren nicht mehr an die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen angepasst.
Die SBK kritisiert, dass die Versichertengemeinschaft mit dieser Finanzlücke allein gelassen werde. Es gebe keinerlei politische Bemühungen, diese Situation zu ändern. »Die Belastungsgrenze der Versicherten und Arbeitgeber ist längst erreicht«, wart Gertrud Demmler, Vorständin der SBK. »Aus unserer Sicht braucht es jetzt drei Dinge: Erstens, wir müssen deutlich stärker auf die Finanzwirkung geplanter Gesetze achten als bisher. Zweitens, wir brauchen Strukturreformen, die Effizienz heben und bestehende Pfade in Frage stellen. Und drittens, wir müssen endlich weg von der Mengen- hin zu einer Qualitätsorientierung, die sich auch tatsächlich am Patienten ausrichtet, nicht nur an Sektoren oder Prozessen.«