Herzinfarkt bei Frauen anders und diffuser |
Bei Frauen tritt ein Herzinfarkt statistisch gesehen später als bei Männern auf, häufig erst zehn Jahre nach der Menopause. / Foto: Getty Images/Patrick Heagney
In Deutschland sterben jährlich etwa 20.000 Frauen an einem Herzinfarkt – unter anderem, weil er nicht oder zu spät erkannt wird. Der Grund ist dem Verein Healthcare Frauen (HCF) zufolge, dass sich der »weibliche« Herzinfarkt stark von dem der Männer unterscheidet: Er tritt nicht nur im höheren Alter auf, sondern geht auch mit anderen, weniger eindeutigen Anzeichen einher. Mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung soll der Aktionstag #GoRed am heutigen 3. Februar bringen.
Der Aktionstag »#GoRed – Frauenherzen schlagen anders« wird unterstützt von zahlreichen Organisationen und Vereinen wie der Herz-Hirn-Allianz, dem Verein Healthcare Frauen, der Deutsch-Türkischen Medizinergesellschaft Nordrhein-Westfalen, dem Westdeutsches Zentrum für Organtransplantation Essen und vielen mehr – in diesem Jahr sind erstmals auch Apotheken über den Verein Denkfabrik Apotheke beteiligt. Im Rahmen der Aktion sind alle Unterstützer und Interessenten deutschlandweit eingeladen, am 3. Februar ein Foto inklusive einem herzrotem Accessoire, Gegenstand oder sonstigem Element auf ihren Social.Media-Kanälen mit den Aktionshashtags #GoRed, #HerzHirnAllianz und #frauenherzenschlagenanders zu posten. Mehr Informationen unter www.agingforfuture.de/frauenherzen.
Einer Umfrage der Betriebskrankenkasse BKK VBU im vergangenen Jahr zufolge kannten von mehr als 1000 Befragten zwar 96 Prozent die für Männer typischen Symptome, jedoch nicht einmal die Hälfte (45 Prozent) die für Frauen. Dadurch landeten diese häufig zu spät im Krankenhaus, was die Chance auf Genesung deutlich mindere, so der HCF. Dazu komme, dass Frauen dann nach dem Modell der Männer behandelt würden, da es an großen klinischen Studien hinsichtlich Medikation, Dosierung und Behandlungsmethoden für Frauen mit Herzleiden mangele.
Bei Frauen tritt ein Herzinfarkt statistisch gesehen später als bei Männern auf, häufig erst zehn Jahre nach der Menopause. Vor den Wechseljahren werden Frauen durch die Estrogene geschützt. Die weiblichen Geschlechtshormone regulieren nicht nur den Zyklus und die Schwangerschaft, sondern sind auch am Stoffwechsel beteiligt und beeinflussen Entzündungsreaktionen, die Blutgerinnung und wirken erweiternd auf Blutgefäße. Das verhindert arteriosklerotische Ablagerungen in den Gefäßen und bewahrt vor einer koronaren Herzkrankheit. Dieser Hormonschutz lässt nach den Wechseljahren jedoch nach. Ab diesem Zeitpunkt steigt das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, bei Frauen rascher als bei Männern.
Ältere Frauen zählen nach Angaben der Deutschen Herzstiftung daher zur höchsten Risikogruppe – jedoch auch, weil die Symptome weniger eindeutig sind als bei Männern. Bei ihnen sei beispielsweise der bei Männern so typische Brustschmerz weniger heftig, werde eher als Druck oder Engegefühl in der Brust wahrgenommen oder könne sogar ganz fehlen. Typische Symptome für einen Herzinfarkt bei Frauen sind stattdessen:
Viele dieser Beschwerden ließen Frauen zunächst an Rückenbeschwerden oder eine harmlose Magenverstimmung denken, so die Herzstiftung weiter. Zudem seien ältere Frauen häufig zurückhaltender, würden Mitmenschen nicht zur Last fallen wollen, lebten oft allein und hätten niemanden, der im Notfall Hilfe holen könnte. Das alles führe in vielen Fällen dazu, dass bei Frauen mit Herzinfarkt nicht schnell genug gehandelt werde.
Gezeigt hat das auch eine Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung. Diese ergab, dass Frauen über 65 Jahre im Schnitt erst viereinhalb Stunden nach dem Auftreten von Herzinfarktsymptomen in die Notaufnahme kommen, während das bei Männern des gleichen Alters nach dreieinhalb Stunden der Fall ist. Frauen im höheren Alter sollten daher stets die Gefahr eines Herzinfarkts im Hinterkopf haben, rät die Herzstiftung – auch wenn die Symptome unspezifisch seien. Als Richtlinie gelte: Sofort Hilfe holen, wenn die Beschwerden in einem bisher nicht gekannten Ausmaß auftreten.
Das gilt den Spezialisten zufolge auch für jüngere Frauen, für die häufig berufliche Verpflichtungen oder die Kinderbetreuung an erster Stelle stehen. Diese seien vor allem dann einer Herzinfarktgefahr ausgesetzt, wenn sie ungesund leben oder familiär belastet seien. Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und erhöhter Blutzucker, psychosoziale Belastung, Stress, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung.