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PZ-Nachgefragt

Hersteller: »Hype um Abnehm-Spritzen hat uns überrumpelt«

Mit den neuen Abnehm-Spritzen lassen sich 15 bis 25 Prozent des Ausgangs-Körpergewichts reduzieren. Aber für welche Patienten sind sie sinnvoll und wie kann angesichts der derzeitigen Lieferengpässe eine gerechte Verteilung erfolgen? Unter anderem über diese Fragen diskutierten Experten bei der diesjährigen Expopharm in Düsseldorf mit der PZ-Redaktion.
AutorKontaktJennifer Evans
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 30.09.2023  18:00 Uhr

Bei den neuen Abnehm-Spritzen, die in den (sozialen) Medien zuletzt für viel Aufruhr gesorgt hatten, handelt es sich um synthetisch oder rekombinant hergestellte Peptide, die die Wirkung von Inkretin-Hormonen an den jeweiligen Rezeptoren nachahmen. Sie regulieren die Glucose-abhängige Ausschüttung von Insulin und Glukagon und beeinflussen somit den Blutzuckerspiegel. Gleichzeitig scheinen sie aber auch im ZNS ein Sättigungsgefühl auszulösen.

Aufgrund ihrer blutzuckersenkenden Wirkung kamen sie zunächst als Antidiabetika bei Typ-2-Diabetes auf den Markt. Man merkte jedoch schnell, dass die Patienten auch abnahmen. Daher kommen nun einige bekannte, aber auch neue Substanzen in nächster Zeit auf den Markt.

Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass mit knapp 54 Prozent mehr als jeder Zweite übergewichtig ist. Und rund jeder Fünfte (19 Prozent) der Erwachsenen sogar als adipös gilt – Tendenz steigend. Vor dem Hintergrund des Versorgungsgenpasses bei Diabetes-Mitteln diskutierten auf der diesjährigen Expopharm in Düsseldorf Experten aus Industrie und Offizin im Rahmen des Formats PZ-Nachgefragt über den neuen Hype um die »Abnehm-Spritzen«.

Fest steht: Die Nachfrage nach Wegovy®, der Semaglutid-Variante als Adipositas-Mittel ist da. Das Präparat ist aber kaum zu bekommen. Der weltweite Off-Label-Use hatte die Hersteller nach eigenen Aussagen überrumpelt und die Heilberufler verärgert.

Sowohl Oliver Stahl, Leiter Corporate Affairs bei Lilly Deutschland, sowie Dr. Frank Ratter, Director Strategy Office & Medical Operations Diabetes & Obesity von Novo Nordisk, machten auf dem Podium keinen Hehl daraus, dass sie derzeit den Bedarf im Markt nicht decken können und entschuldigten sich für Lieferengpässe. Beide Unternehmen haben aber nach eigenen Angaben einen einstelligen Milliardenbetrag in die Hand genommen, um ihre Produktionskapazitäten auszubauen – und um künftig auch lagern zu können, denn im Moment geht alles sofort raus, was produziert wird.

Bedarfspläne für jedes Land

Der Hype in den sozialen Medien sei aber nur eines der Probleme, die bei den Mitteln massive Lieferengpässe erzeugen. Alternative Märkte seien eine weitere Schwierigkeit. »Was nach dem Großhandel passiert, wissen wir nicht«, so Ratter. Viele Packungen tauchten plötzlich in Osteuropa wieder auf. Und es gebe keine Möglichkeiten, dem Schwarzmarkt einen Riegel vorzuschieben oder den Warenfluss anderweitig zu steuern.

Wie teilen die Hersteller aber nun ihre knappen Kontingente auf? Ratter zufolge stellt jede Landesvertretung der Unternehmen zunächst seinen eigenen Bedarfsplan auf. Bleibe die Nachfrage im üblichen Wachstumsrahmen und beim eigentlichen Indikationsgebiet, könnte Novo Nordisk die Patienten nach wie vor gut versorgen, hieß es.

Stahl bestätigte, dass Lilly ebenfalls die Anfragen aus allen Ländern gleichwertig behandle. Die weltweite Nachfrage habe das Unternehmen aber dennoch überrascht. Man könne derzeit nur bei den Ärzten dafür werben, vom Off-Label-Use abzusehen. »Alles andere ist außerhalb unserer Kontrolle.«

In der Praxis ist die Situation ein großes Ärgernis, wie der Apotheker Manfred Krüger von der Krefelder Linner Apotheke betonte. »Wir können keine Sicherheit mehr bieten.« Patienten ständig auf ein anderes Präparat umzustellen oder sie gar »auf eine Erlebnisreise von einer Apotheke in die nächste zu schicken«, um an das gewünschte Mittel zu kommen, hat in seinen Augen nichts mehr mit einer guten Diabetiker-Versorgung zu tun. Im Gegenteil: Er warnte sogar davor, dass die eingeschränkte Lieferfähigkeit viele Diabetes- und Adipositas-Patienten in ihren Therapieerfolgen wieder zurückwerfe, wenn sie auf Insulin umgestellt werden müssen.

Diabetes-Beratung als neue pDL?

Krüger wollte nicht einleuchten, wie die Konzerne so schlecht vorplanen konnten. »Der Bedarf ist doch klar gewesen«, sagte er. Der Ärger, der Apothekenteams durch die Engpass-Situation der Diabetes-Präparate entstehe, »macht keinen Spaß mehr«, betonte er. Stahl entgegnete, dass es eben »einen Moment« dauere, neue Fabriken hochzuziehen. »Schneller geht es nicht«, beteuerte er.

Angesichts der weltweiten Adipositas-Pandemie hält Krüger es für extrem wichtig, die Diabetes-Beratung als eine neue pharmazeutische Dienstleistung (pDL) einzustufen, die den Apothekerinnen und Apothekern künftig honoriert wird. Auch Ratter sieht die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in einer Schlüsselrolle beim Diabetes-Management und bekräftige, dass Novo Nordisk weiterhin eng mit ihnen zusammenarbeiten wolle. Auch Stahl schätzt »die kompetente Hilfe« aus den Vor-Ort-Apotheken und sprach sich dafür aus, dass grundsätzlich mehr in deren Ausbildung und Vergütung investiert werden sollte.

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