Heilberufler sehen Gefahr für Patienten |
ABDA-Vize-Präsident Mathias Arnold: »Die Apotheken müssen gestärkt und nicht kaputtgespart werden« / Foto: Fotograf: André Wagenzik
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die ABDA sind sich einig: »Es bedarf dringend unmittelbarer politischer Weichenstellungen, um vor allem die Niederlassung in eigenen Praxen und Apotheken zu fördern und so das bei Patientinnen und Patienten bewährte Gesundheitssystem zu erhalten.« Andernfalls warnen sie vor dem Verlust einer flächendeckenden und wohnortnahen Versorgung.
Die gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen torpedierten die Arbeit der niedergelassenen Zahnärzteschaft und Ärzteschaft sowie der Apothekerinnen und Apotheker. Eine überbordende Bürokratie, eine nicht am Praxisalltag ausgerichtete Digitalisierungsstrategie sowie fehlende Mittel für Prävention hätten massive Folgen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Heilberufler. Einige seien bereits sichtbar.
Der KZVB-Vorstandsvorsitzende Martin Hendges betonte: »Von dieser versorgungsfeindlichen Gesundheitspolitik besonders betroffen ist die neue, präventionsorientierte Parodontitistherapie.« Sie nehme unter anderem Einfluss auf schwere Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, rheumatische Erkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. »Wenn Minister Lauterbach mit seinem 'Gesundes Herz Gesetz' hier eine bessere Vorsorge schaffen will, ist es völlig unverständlich und kontraproduktiv, dass zugleich unser präventionsorientierter Ansatz im Bereich der Parodontitistherapie budgetiert wurde«, wetterte er.
Auch die Ärzte zeigten ihren Unmut. Sie hätten auf die Konsequenzen der aktuellen Gesundheitspolitik aufmerksam gemacht und im Rahmen unserer Möglichkeiten protestiert. »Kein Politiker wird hinterher sagen können, das habe er nicht gewusst«, so der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Statt das Fundament unser aller Gesundheitsversorgung in Form von wohnortnahen Praxen und Apotheken zu festigen, sei Minister Lauterbach auf dem besten Weg, das gesamte Gebäude einzureißen.
Der ABDA-Vize-Präsident Mathias Arnold wies darauf hin, dass allein im vorigen Jahr rund 500 Apotheken weggefallen seien. »Das bedeutet längere Wege für Patientinnen und Patienten zum dringend benötigten Arzneimittel – auf dem Lande, aber auch in den Städten.« Auch dieses Jahr seien massive Belastungen in den Apotheken mit ihrem anhaltenden Fachkräftemangel zu spüren – ob beim Management der vielen Lieferengpässe oder beim holprigen Start des E-Rezepts. Die neuen Ideen des Ministers bedeuteten Leistungskürzungen, wenn künftig statt vollwertiger Apotheken nur Arzneimittelabgabestellen gegründet werden sollten, kritisierte er.
Hendges, Gassen und Arnold appellierten an Lauterbach, in den Dialog mit denjenigen zu treten, die die Versorgung täglich gestalten. »Die Lösungsvorschläge der Selbstverwaltung für eine Versorgung im Sinne der Patientinnen und Patienten liegen auf dem Tisch und eine Reformbereitschaft ist gegeben«, stellten sie klar.