Heilberufe warnen vor Versorgungslücken |
PZ |
14.10.2024 14:30 Uhr |
In einer gemeinsamen Kampagne fordern die Spitzenorganisationen der Heilberufe gemeinsam mit der Apobank mehr Rückhalt für niedergelassene Ärzte, Zahnärzte und Apotheker. / © PZ/Alexander Müller
Die hochwertige flächendeckende Gesundheitsversorgung in Deutschland stehe vor einer Bewährungsprobe, warnen ABDA, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) heute in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
»Ärzte, Zahnärzte und Apotheker arbeiten am Limit ihrer Kapazitäten und werden dabei zunehmend durch strikte Regulierung, Bürokratie und Kostendruck im Gesundheitssystem belastet«, heißt es. Dies habe direkte Auswirkungen auf die Patientinnen und Patienten.
Mit ihrer gemeinsamen Kampagne unter dem Hashtag #GuteVersorgungVorOrt wollen die Spitzenorganisationen der Heilberufe und die Apobank auf auf den Ernst der Lage hinweisen und den Wert der ambulanten Versorgung verdeutlichen. Zudem wollen sie vor einer drohenden Versorgungslücke warnen und auf den dringenden Handlungsbedarf der Politik aufmerksam machen. Der aktuelle gesundheitspolitische Kurs stoße bei den führenden Organisationen der Heilberufe auf große Kritik.
Laut ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening brauchen die Patientinnen und Patienten starke und leistungsfähige Apotheken und Praxen sowie einen dauerhaften, niedrigschwelligen Zugang zur heilberuflichen Beratung. Doch leider sinke die Zahl der Apotheken seit Längerem rapide, weil sie seit elf Jahren von allen Kostenentwicklungen abgekoppelt seien.
Sie warnte, dass infolge der Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), nach der Apotheken ohne Apothekerinnen und Apotheker möglich sein sollen, die Versorgung noch weiter ausdünnen werde. »Denn so kann es keine sichere Arzneimittelversorgung geben und es kommt zu zahlreichen Leistungskürzungen und Qualitätseinbußen für die Patientinnen und Patienten«, so Overwiening. Deswegen sei die gemeinsame Kampagne so wichtig.
Laut KBV-Chef Andreas Gassen habe sich die Politik eigentlich für eine Stärkung der ambulanten Versorgung ausgesprochen. Doch die Realität sehe anders aus. Keines der aktuellen Gesetzesvorhaben schaffe mehr Arztzeit, geschweige denn mehr Ärztinnen und Ärzte. »Im Gegenteil: Sie machen Praxen als Arbeitsplätze noch unattraktiver, sowohl für gründende oder übernehmende Kolleginnen und Kollegen als auch für das Personal«, kritisierte Gassen.
Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der KZBV, betonte, dass die qualitativ hochwertige und flächendeckende zahnärztliche Versorgung, wie sie die Patientinnen und Patienten gewohnt seien, unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen alles andere als zukunftssicher sei. Mit einer Politik, die sich zunehmend an staatlichen Strukturen statt an einer funktionierenden Selbstverwaltung orientiere, werde es nicht gelingen, diese aufrechtzuerhalten und den erfolgreichen Weg einer präventionsorientierten Zahnmedizin weiterzugehen.
»Im Sinne einer bewährten und patientenorientierten Versorgung muss die Politik daher endlich wieder den Fokus auf die inhabergeführten Praxen richten und für sie gute und verlässliche Rahmenbedingungen schaffen«, forderte Hendges.
»Die aktuellen politischen Reformen könnten die bewährte Versorgung vor Ort stark verändern«, warnte BZÄK-Präsident Professor Christoph Benz. Dabei seien die kleinen, wohnortnahen Praxen das »Herzstück der Gesundheitsversorgung«. Sie böten flexible, patientennahe Lösungen und reagierten schnell auf lokale Bedürfnisse. »Wir müssen die Haus-/Zahnarztpraxis als Kern der künftigen Versorgung stärken – besonders in kleineren Städten und ländlichen Gebieten. Und sie von Bürokratie entlasten«, forderte Benz. Nur so könne die Qualität und Erreichbarkeit der Versorgung langfristig gesichert werden.