Health Hacks gab’s schon im Mittelalter |
Jennifer Evans |
25.07.2025 07:00 Uhr |
Kräuterkunde: Heute geht mittelalterliche Medizin viral, wie ein Forschungsprojekt zeigt. / © Adobe Stock/Thomas Mucha
Die Menschen im Mittelalter als rückständig zu unterschätzen, ist falsch: Auf Basis ihres Wissens entwickelten sie bereits verschiedene Gesundheitspraktiken. Einige davon ähneln modernen Wellness-Trends und sind heute unter anderem auf der Online-Plattform TikTok zu finden. Das heben Historikerinnen und Historiker eines internationalen Forschungsprojekts hervor.
Die Menschen im frühen Mittelalter seien sehr an Wissenschaft interessiert gewesen, hätten viel beobachtet und versucht, sich verschiedene Naturstoffe zunutze zu machen, Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen, so Dr. Meg Leja, Außerordentliche Professorin für Geschichte und Spezialistin für die politische und kulturelle Geschichte des spätantiken und mittelalterlichen Europas von der Universität Binghamton.
»Viele Dinge, die man in diesen Manuskripten findet, werden derzeit online als alternative Medizin beworben, aber es gibt sie schon seit Tausenden von Jahren«, betont sie. Einige der Rezepte – von Salben bis Entgiftungskuren – ähnelten den sogenannten Gesundheits-Hacks von Influencern im Netz. Damit sind kleine Alltagstricks gemeint, die Körper und Seele stärken.
Zum Beispiel wird laut Leja im Mittelalter bei Kopfschmerzen empfohlen, einen Pfirsichkern zu zerkleinern, ihn mit Rosenöl zu vermischen und alles auf die Stirn zu reiben. Dass Rosenöl tatsächlich helfen könne, Migräne-Schmerzen zu lindern, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2017.
Auf die Health-Hacks in den Handschriften ist das Team der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem Katalog Early Medieval Latin Medicine (CEMLM) gestoßen, den es gerade aktualisiert und erweitert hat. Dieser enthält Hunderte von mittelalterlichen Manuskripten mit medizinischem Material aus der Zeit vor dem 11. Jahrhundert. Viele Hinweise entdeckten die Forschenden außerdem in Randspalten von Büchern, die eigentlich nichts mit Medizin zu tun haben – in Grammatik-Büchern, Theologie-Schriften oder in Poesie-Werken.
Die Entdeckungen belegen der Historikerin zufolge, wie sehr sich die Menschen im Mittelalter mit Gesundheit befassten und machen deutlich: »Sie waren auf der Suche nach Heilmitteln.« Das Forschungsprojekt ist noch nicht abgeschlossen und wird wahrscheinlich noch weitere Gesundheitstipps aus den dunklen Zeiten ausgraben.