Hausärzte sehen Patientensicherheit in Gefahr |
Markus Beier übt scharfe Kritik an der geplanten Apothekenreform. / © Imago/dts Nachrichtenagentur
Am Freitag wurde der Referentenentwurf zur geplanten Apothekenreform veröffentlicht. Von Seiten der Apothekerschaft wird vor allem die ausbleibende Honorarerhöhung sowie die geplante PTA-Vertretungsregelung kritisiert.
Doch auch die Ärzteschaft läuft seit Wochen Sturm gegen das Vorhaben von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Im September veröffentlichten mehrere große Ärzteorganisationen einen offenen Brief, in der vor allem vor einer vereinfachten Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente und der Ausweitung von Screenings in Apotheken gewarnt wurde. Mehrere Verbände forderten als Reaktion auf die Apothekenreform außerdem ein Dispensierrecht für Ärzte.
In einem am Wochenende von den Zeitungen der Funke Mediengruppe veröffentlichten Interview legte Markus Beier, Hauptgeschäftsführer des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, noch einmal nach. Die geplante Reform sei ein Irrweg, der nicht zu einer Verbesserung der Versorgung oder einer Entlastung der Arztpraxen führen werde. »Stattdessen wird die Reform die Patientensicherheit gefährden und für mehr Chaos in unserem ohnehin schon überkomplexen Gesundheitswesen sorgen«, so der Mediziner.
Beier stört sich vor allem daran, dass Apotheken künftig unter streng definierten Bedingungen Rx-Arzneimitteln ohne Verordnung abgeben sollen. »Das ist ein gefährliches Vorhaben, das Fehlmedikationen Tür und Tor öffnet. Gerade bei verschreibungspflichtigen Medikamenten wie beispielsweise Antibiotika müssen Sorgfalt und Sicherheit Priorität haben«, sagte Beier zur Funke Mediengruppe.
Außerdem unterstellte der Mediziner den Apothekern eine unzureichende Qualifikation. »Die Apothekerinnen und Apotheker verfügen aber schlichtweg nicht über die notwendigen Kompetenzen, um einschätzen zu können, ob es sich beispielsweise um einen einfachen viralen Infekt oder eine Lungenentzündung handelt«, so der Chef des Hausärzteverbandes. Wer so krank sei, dass er ein verschreibungspflichtiges Medikament benötige, müsse zwingend einen Arzt sehen.
Erwartungsgemäß wurde in dem Interview auch die in der Reform vorgesehene Erweiterung der Impfbefugnisse kritisiert. Beier behauptete, dass schon die Impfungen gegen Grippe und Corona kaum in den Apotheken nachgefragt würden. »Obwohl also offensichtlich ist, dass durch die Apothekenimpfungen die Impfquoten nicht erhöht werden konnten, plant die Bundesregierung nun die Kompetenzen der Apotheken nach dem Motto ›Viel hilft viel‹ massiv auszuweiten«, klagte der Hausarzt.