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Studie

Hat der Cholesterol-Wert ausgedient?

Ein hoher Cholesterol-Spiegel ist ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Studie aus Schweden zeigt, dass ein anderer Biomarker besser geeignet sein könnte, um das Risiko abzuschätzen.
Laura Rudolph
02.05.2025  11:00 Uhr

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) sind weltweit die Todesursache Nummer eins. Ein zentraler Risikofaktor ist ein erhöhter Cholesterol-Spiegel im Blut. Lagert sich zu viel des »Blutfetts« in den Gefäßwänden ab, entstehen Plaques, die bei Ruptur einen Infarkt oder Schlaganfall auslösen können. Die Cholesterol-Messung gilt daher seit Jahrzehnten als Standard zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos. Eine neue Studie aus Schweden, deren Ergebnisse kürzlich im Fachjournal »European Heart Journal« veröffentlicht wurden, zeigt jedoch, dass sich das Risiko durch einen anderen Biomarker akkurater einschätzen lässt.

Dabei handelt es sich um die Anzahl der Transportpartikel, sogenannte Lipoproteine, die Cholesterol im Blut löslich machen und transportieren. Erst durch diese Partikel gelangt Cholesterol überhaupt in die Gefäßwand, wo es Plaques bilden kann. Besonders gefäßschädigend sind die Lipoprotein-Klassen LDL, VLDL und IDL. Sie alle tragen jeweils genau ein Molekül Apolipoprotein B (ApoB) auf ihrer Oberfläche, weshalb sich aus der ApoB-Konzentration im Blut die Anzahl der potenziell gefährlichen Transportpartikel ableiten lässt. 

»Bisher war unklar, ob zwei Patienten mit dem gleichen Gesamtgehalt an ›schlechtem Cholesterin‹, die sich jedoch in ihren Trägereigenschaften (Lipoproteintyp, Größe, Lipidgehalt) unterscheiden, das gleiche Risiko für Herzerkrankungen haben. Ziel dieser Studie war es also, die Bedeutung dieser verschiedenen Parameter zu bestimmen«, sagt Erstautor Dr. Jakub Morze von der Technische Hochschule Chalmers in Göteborg in einer Pressemitteilung seines Instituts.

ApoB-Tests schlagen Cholesterol-Messungen

Für die Studie untersuchte das Forschungsteam 207.368 Personen aus der UK Biobank, die zu Studienbeginn keine Atherosklerose und keinen Diabetes hatten und keine lipidsenkenden Medikamente einnahmen. Über eine NMR-Spektroskopie wurden die Konzentration der ApoB-Partikel sowie die Lipoprotein-Typen und -Größen bestimmt. Zusätzlich wurden über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren kardiovaskuläre Ereignisse erfasst. Mithilfe statistischer Analysen prüften die Forschenden, wie stark die einzelnen Parameter mit dem Auftreten einer koronaren Herzkrankheit (CAD) zusammenhingen.

Die Analyse zeigte, dass eine höhere Anzahl ApoB-haltiger Partikel mit einem erhöhten CAD-Risiko assoziiert war: Pro Standardabweichung (entsprechend einer Zunahme der Partikelzahl) stieg das Risiko um 33  Prozent. Dagegen beeinflussten weder die Größe der Partikel noch deren Subklassen das kardiovaskuläre Risiko.

»Wir haben festgestellt, dass ApoB der beste Marker für das Risiko einer Herzerkrankung ist«, so Morze. Die  ApoB-Messung sei genauer als die herkömmlichen Cholesterol-Messungen, die allerdings im Allgemeinen auch gut abschnitten. »Bei etwa einem von zwölf Patienten können die Standard-Cholesterol-Tests jedoch das Risiko einer Herzerkrankung unterschätzen, was relevant ist, da 20 bis 40 Prozent aller erstmaligen Fälle von CVD tödlich verlaufen. Durch die Umstellung auf ApoB-Tests können wir diese Genauigkeit verbessern und möglicherweise Leben retten«, schlussfolgert Morze.

Die Studie zeigte auch, dass ein anderes Lipoprotein, das so genannte Lipoprotein(a), ebenfalls getestet werden sollte. Seine Konzentration ist bei den meisten Menschen genetisch bedingt und macht im Durchschnitt weniger als 1 Prozent aller Lipoproteine mit »schlechtem Cholesterol« aus. Bei manchen Menschen sind die Werte jedoch extrem hoch und erhöhen das Risiko für Herzkrankheiten erheblich.

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