Gute Impfkommunikation in der Apotheke |
Schlichte Fakten können Impfskeptiker häufig nicht überzeugen. Zweifel sollten ernst genommen und Schritt für Schritt entkräftet werden. / Foto: Getty Images/Dejan_Dundjerski
Der Psychologe Dr. Philipp Schmid, Universität Erfurt, stellte kürzlich beim westfälisch-lippischen Apothekertag in Münster Hilfsmittel und Gesprächsleitfäden vor, die das Apothekenpersonal dabei unterstützen können, sich gezielt auf den Umgang mit Fehlinformationen vorzubereiten.
Grundsätzlich zu unterscheiden sei dabei eine Eins-zu-eins-Kommunikation (in der Apotheke plus zuhörende Dritte) und eine schriftliche Kommunikation, die sich an mehrere Personen richtet, etwa per Faltblatt oder Social Media. Zwar ließen sich hartnäckig Unbelehrbare kaum beirren. Doch man könne Dritte erreichen, die ebenfalls zuhörten.
Falschinformationen einfach die korrekten Fakten gegenüberstellen, damit erreicht man im Gespräch selten jemand. Sie aufgreifen, auf sie eingehen und dann Schritt für Schritt entkräften: Dabei kann die Website Jitsuvax helfen. Sie ist derzeit nur auf Englisch verfügbar; in rund drei Monaten soll es auch eine deutsche Version geben. Sie greift den Grundgedanken der Kampfkunst Ju-Jutsu auf: Die Energie des Gegners aufnehmen und für sich nutzen. Will heißen: Die Plattform greift Fehlinformationen auf, ordnet sie ein und liefert Argumente, um diese zu widerlegen.
In Texten sollte man beachten, dass eine Falschinformation, die man widerlegen möchte, nicht prominent in der Überschrift auftauche, denn gerade online läsen viele nur die Headline. Man beginnt daher besser mit dem korrekten Sachverhalt, greift dann die Falschinformation auf und erklärt anschließend, auf welche Weise sie in die Irre führt. Am Ende sollte der anfangs genannte korrekte Sachverhalt (gerne mehrfach) bestätigt werden. Mehr dazu gibt es im Debunking Handbook 2020. Unter dem Titel »Widerlegen, aber richtig 2020« ist es in deutscher (und vielen weiteren) Sprache kostenlos verfügbar (unter anderem hier).
Zum Thema Impfen verwies Schmid außerdem auf die Gesprächskarten des Robert-Koch-Instituts, die ebenfalls kostenlos online verfügbar sind. Und auch dies kann helfen, die Verbreitung von Falschbehauptungen zu reduzieren: »Teilen Sie nicht unkritisch und ungeprüft Inhalte in sozialen Netzwerken.«