Grüne Rabattverträge |
Bei der Auswahl der Rabattpartner wollen die Krankenkassen um GWQ verstärkt auf Nachhaltigkeitsaspekte achten. / Foto: Fotolia/Minerva Studio
Anfang April wurden insgesamt acht Lose ausgeschrieben: Die 35 Betriebs- und Innungskrankenkassen suchen Rabattpartner für die Wirkstoffe Bezafibrat, Bromazepam, Hydrocortison, Melperon, Oxazepam und Anagrelid sowie die Wirkstoffkombinationen Dienogest/Ethinylestradiol und Levonorgestrel/Ethinylestradiol.
Um sich an der Ausschreibung zu beteiligen, mussten die Hersteller oder Bietergemeinschaften eines der beiden Umweltzertifikate EMAS (Eco-Management und Audit Scheme) oder DIN ISO 14001 verfügen. Beide Zertifikate haben das Ziel, die Umweltauswirkungen von Unternehmen zu reduzieren.
Mit den Ergebnissen der Ausschreibung ist man bei GWQ zufrieden: »Trotz der hohen Anforderungen sind alle Angebote wirtschaftlich attraktiv. Das Ergebnis zeigt, dass etliche Anbieter bereits umweltbewusst aufgestellt sind«, so Barthold Deiters, Mitglied der Geschäftsführung bei GWQ.
Zudem habe die Ausschreibung die Awareness in der Industrie und im GKV-Umfeld für mehr Nachhaltigkeit spürbar gesteigert, so Deiters weiter. Die Bilanz: Von den acht ausgeschriebenen Wirkstoffen und Kombinationen konnten sieben im Rahmen der Ausschreibung vergeben werden.
Gertrud Demmler, Vorständin der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) und Aufsichtsratsvorsitzende der GWQ: »Der Pharmabereich weist einen besonders großen ökologischen Fußabdruck auf. Das Ziel dieser ersten Generika-Ausschreibung mit Nachhaltigkeitskriterien war unter anderem auch, ein Signal in die Branche zu senden und ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit im Pharmabereich zu forcieren. Das ist uns gelungen. Nachhaltigkeitsstandards werden auch hier deutlich an Bedeutung gewinnen.«
Mit den negativen Auswirkungen des hohen wirtschaftlichen Drucks in der Generika-Produktion auf die Umwelt hat sich eine umfassende Studie befasst, die ab 2021 an acht Antibiotika-Produktionsstätten in Indien sowie jeweils eine in Italien und Spanien durchgeführt wurde.
Die AOK Baden-Württemberg, das IWW Rheinisch-Westfälische Institut für Wasserforschung und das Umweltbundesamt hatten in der Pilotstudie die Gewässer rund um Antibiotika-Fabriken untersucht. Dabei wurden teilweise extrem hohe Kontaminationen gemessen – mit gravierenden Folgen für die Entstehung von Resistenzen.
Aus Sicht der AOK muss das Problem aber auf EU-Ebene angegangen werden, denn es reiche »weit über die Möglichkeiten der Gestaltung von Rabattverträgen hinaus«. Die Kasse fordert unter anderem die Aufnahme verbindlicher Umweltkriterien in das EU-Arzneimittelrecht, ein einheitliches Kontrollsystem, die Verkürzung der Lieferketten durch Änderung des EU-Vergaberechts oder den Ausbau des Frühwarnsystems.