Grüne Aktien beflügeln das Portfolio |
Jennifer Evans |
25.01.2024 07:00 Uhr |
Alles auf grün: Die Apobank reagiert auf Kundenwünsche und richtet ihre Vermögensverwaltung immer nachhaltiger aus. / Foto: Adobe Stock/robert
PZ: Haben Sie beobachtet, dass Ihre Kunden verstärkt an nachhaltigen Anlagemöglichkeiten Interesse zeigen? Wenn ja seit wann und an welchen?
Steinbusch: Nachhaltigkeit hat für die Akteure im Gesundheitswesen per se eine große Bedeutung: In einer aktuellen Umfrage des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands und der Apobank räumten knapp 80 Prozent der befragten Fachärztinnen und Fachärzte dem Thema einen hohen Stellenwert ein. Da liegt es nahe, dass auch bei der Geldanlage auf Nachhaltigkeit wert gelegt wird. Wir tragen dem Rechnung, indem wir unser Angebot sukzessive umstellen. Unsere ETF-basierte Vermögensverwaltung haben wir bereits an Nachhaltigkeit ausgerichtet.
PZ: Sind nachhaltige Anlagen bei Pharmafirmen unter den Apobank-Kunden stärker gefragt als die aus anderen Industriebereichen?
Steinbusch: Das können wir so nicht beobachten und würden wir im Übrigen auch nicht empfehlen: Wir raten unseren Kunden allgemein, sich beim Thema Geldanlage möglichst breit aufzustellen. Das heißt die Gelder über verschiedene Länder und Branchen zu streuen. Dieser Grundsatz der Diversifikation gilt auch für nachhaltiges Investieren. In unserer Vermögensverwaltung verfolgen wir den sogenannten Best-In-Class-Ansatz. Das bedeutet, dass innerhalb einer Branche nur in die vergleichsweise nachhaltigeren Wertpapiere angelegt wird. Generell wird ein guter Vermögensverwalter Nachhaltigkeit nicht nur über einzelne grüne Produkte abbilden, sondern sie in seinem gesamten Investmentprozess berücksichtigen.
PZ: Sind grüne Aktien immer die bessere Wahl oder haben sie auch Nachteile?
Steinbusch: Indizes, die emissionsintensive Unternehmen ausschließen, haben in der Vergangenheit oftmals höhere Renditen erzielt und in Krisenzeiten geringere Kurseinbrüche verzeichnet. Ausschlaggebend ist jedoch das Risiko-Rendite-Verhältnis. Durch ein gutes Management von Nachhaltigkeitsrisiken lassen sich gerade Extremereignisse in einem Portfolio reduzieren. Bei nicht nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen können diese Risiken durchaus groß sein – man denke an Prozessrisiken, wenn Unternehmen zum Beispiel wegen Umweltverschmutzung verklagt werden, Reputationsrisiken oder politische Risiken, wenn in autokratischen Systemen investiert wird, in denen der Schutz des Eigentums nicht garantiert ist. Bei Eintreten dieser Risiken ziehen große Investoren im Extremfall in kürzester Zeit Kapital aus den Unternehmen ab – mit der Folge, dass der Aktienkurs rapide fällt und sich die zuvor verdiente Rendite schnell pulverisiert. Insofern sind wir überzeugt davon, dass sich ein nachhaltiger Ansatz in der Geldanlage langfristig immer positiv auf das Portfolio auswirkt.
PZ: Was gilt eigentlich als nachhaltig im Finanzgeschäft und in wie weit können Sie als Kreditinstitut überhaupt nachprüfen/beurteilen, welche Anlagen tatsächlich nachhaltig sind?
Steinbusch: Verantwortungsbewusste Vermögensverwalter geben sich strikte Vorgaben und Prozesse, nach denen sie die Anlegergelder verteilen, und kommunizieren offen und transparent dazu. Die Apobank ist seit 2022 Mitglied der Initiative für verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen. Die Initiative widmet sich der praktischen Umsetzung von sechs Prinzipien, die darauf abzielen, ökologische und soziale Aspekte sowie Aspekte der Unternehmensführung in den Investmentprozess zu integrieren. Bevorzugt ausgewählt werden ETF mit reduzierten Nachhaltigkeitsrisiken, wobei ein besonderer Fokus auf der CO2-Reduktion liegt. Darüber hinaus haben wir einen detaillierten Monitoring-Prozess aufgesetzt, der anerkannte ESG-Scores (Anmerk. der Redaktion: Environmental, Social and Governance) mit eigenen Kriterien kombiniert.
Timo Steinbusch, Leiter Portfoliomanagement bei der Apobank. / Foto: Apobank