Großer Apothekenprotest in Dresden |
Ev Tebroke |
27.11.2023 11:00 Uhr |
Wie hier in Schwerin dürften am 29. November auch in der Region Ost die Offizinen größtenteils geschlossen bleiben. Dann ist eine Großkundgebung der Apothekerschaft in Dresden geplant. / Foto: PZ/Müller
Jeden Mittwoch eine Großkundgebung in einer Region: Nach Hannover (Nord), Dortmund (West) und Stuttgart (Süd) ist am 29. November Dresden Schauplatz der Apothekenproteste für die Region Ost. Auf der zentralen Großkundgebung um 14 Uhr auf dem Theaterplatz der Sächsischen Landeshauptstadt werden Apothekenmitarbeitende aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin für eine Stabilisierung der Vor-Ort-Apotheken demonstrieren. Im Osten Deutschlands werden daher am Mittwoch tausende Apotheken geschossen bleiben. Das teilte der Sächsische Apothekerverband (SAV) mit, unter dessen Federführung die Veranstaltung in Dresden läuft.
Aber auch die anderen Landesapothekerverbände unterstützen die Aktion und haben ihre Mitglieder zu reger Teilnahme aufgerufen. Teilweise organisieren die Verbände Bustransfers für ihre Mitglieder. Auf der Kundgebung wird nach Angaben des SAV auch die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) erwartet sowie Susanne Schaper, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag.
Der Protest richtet sich vor allem gegen die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Dieser plant, künftig mehr Apothekenfilialen zu ermöglichen. Diese sollen aber nicht mehr das gesamte Apothekenrepertoire abdecken, sondern eine Art »Apotheke light« darstellen: ohne Nacht-und Notdienst, ohne Rezepturherstellung und vor allem ohne Apotheker; diese sollen lediglich per Telepharmazie beraten. Stattdessen sollen diese Art von Filialen von PTA geführt werden. Eine von den Apothekerschaft seit Langem geforderte Erhöhung des Apothekenhonorars lehnt Bundesgesundheitsministerium (BMG) dagegen bislang ab.
»Viele Apotheken sind während der letzten Jahre in eine wirtschaftliche Schieflage geraten«, so der Vorsitzende des SAV, Thomas Dittrich. Akuter Personalmangel, enorm gestiegene Betriebskosten, ein seit 20 Jahren nicht nennenswert angepasstes Honorar sowie das für die Apothekenmitarbeiter zeitraubende und vor allem defizitäre Managen unzähliger Lieferengpässe führten zu immer mehr Schließungen. »Unter diesen Umständen können wir zukünftig die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung nicht mehr sicherstellen«, betont Dittrich.
Die Anpassung der Honorierung an die aktuellen Gegebenheiten sei nicht nur überfällig, sondern dringend notwendig. »Es wird Zeit, dass die Bundesregierung ihrer Verantwortung nachkommt und die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung endlich wieder in den Fokus ihrer Politik rückt. Mit dem jetzigen Kurs werden Strukturen zerstört, die so einfach nicht wiederaufgebaut werden können.«
Auch Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt, bekräftigt, die Leistungen und Herausforderungen des Jahres 2023 könnten nicht mehr mit einem Honorar aus dem Jahr 2013 bezahlt werden. Viele Apotheken im Land stünden wirtschaftlich auf der Kippe, sagte er in einer Verbandsankündigung zum Protest in Dresden. Viele müssten schon am Personal sparen. Somit steige jedoch die Belastung für das restliche Personal. »Wir brauchen Lösungen. Geschlossene Apotheken oder Abgabestellen ohne Apotheker und entsprechende Leistungen sind definitiv keine Lösung, sie verschärfen das Problem«, so Arnold.
Die geplante Kundgebung in Dresden ist die letzte der vier Protesttage, zu denen die ABDA aufgerufen hatte. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte den November zum Protestmonat erklärt, um Öffentlichkeit und Politik für die wirtschaftliche Not der öffentlichen Apotheke zu sensibilisieren und vor den fatalen Auswirkungen zu warnen, die die Reformpläne aus dem Hause Lauterbach für die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken nach sich ziehen. Zur medialen Unterstützung der Proteste und zur Information hatte die ABDA umfangreiches Material zur Verfügung gestellt.