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Umfrage
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Große Mehrheit sieht GKV als tragende Säule des Sozialstaats

Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des GKV-Spitzenverbands (GKV-SV) sieht ein großer Teil der deutschen Bevölkerung die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) als ein zentrales Schutzschild im Krankheitsfall.
AutorPZ
Datum 18.12.2025  14:37 Uhr

Die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage zum Solidaritätsprinzip deuten darauf hin, dass die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und ihre Grundprinzipien in der Bevölkerung auf Zustimmung stoßen. Mit 80 Prozent sieht eine große Mehrheit die GKV als wichtigen Bestandteil des Sozialstaats. Jeweils rund drei Viertel der Befragten unterstützen das finanzielle Solidarprinzip (73 Prozent), schätzen die solidarische Gesundheitsversorgung unabhängig von Alter und Vorerkrankung (73 Prozent) und befürworten die beitragsfreie Familienversicherung (78 Prozent). Vier von fünf Befragten begrüßen, dass die GKV nicht nach Gewinn strebt und keine Ausschüttungen an Investoren stattfinden.

Die repräsentative Online-Umfrage wurde im September und Oktober 2025 über den GKV-Spitzenverband im Auftrag der Gesetzlichen Krankenkassen durchgeführt. Dazu befragte das Meinungsforschungsinstitut essentiq bundesweit insgesamt 2000 Personen ab 18 Jahren.

Bevölkerung besorgt um schwierige GKV-Finanzlage

»Der Solidarausgleich zwischen Gesunden und Kranken, zwischen höheren und niedrigeren Einkommen sowie zwischen den Generationen ist der Kern der gesetzlichen Krankenversicherung mit ihren 75 Millionen Versicherten und macht sie zu einem tragenden Element des deutschen Sozialstaats«, kommentierte Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, die Umfrageergebnisse. Die Befragung zeige deutlich, wie sehr dieses »hohe Gut« in der Bevölkerung geschätzt werde: »Das bestärkt uns, auf Basis dieser grundlegenden Prinzipien unser Versorgungssystem weiterzuentwickeln«, so Blatt.

Die Menschen würden dabei auch erkennen, wie schwierig die finanzielle Situation der Gesetzlichen Krankenversicherung derzeit sei und dass grundlegende Veränderungen notwendig seien. »Für uns ist das Ansporn, weiter für eine solide Finanzierung und Reformen zu kämpfen mit dem Ziel, dass sich die Menschen auch weiterhin auf eine gute Gesundheitsversorgung verlassen können«, so Blatt weiter.

Die Umfrage zeige auch, dass die Menschen mit großer Sorge auf die finanzielle Stabilität der GKV und des Gesundheitswesens blicken. Zwei von drei Befragten würden sich große oder sehr große Sorgen um die finanzielle Lage der GKV machen. 39 Prozent schätzen die Finanzierung sogar als so problematisch ein, sodass sie grundlegende Veränderungen als notwendig erachten.

»Die Klagewelle rollt«

Eine Maßnahme für die stabile Finanzierung der GKV ist laut Verband die angemessene Finanzierung der Kosten für die gesundheitliche Versorgung von Bürgergeldbeziehenden. Hierfür bleibe der Bund den Gesetzlichen Krankenkassen Jahr für Jahr rund zehn Milliarden Euro schuldig. Seit vielen Jahren adressiere der GKV-Spitzenverband die Forderung an die Politik, dass diese rechtswidrige Unterfinanzierung beendet werde. „Da immer wieder kurzfristige politische Interessen über die langfristige Stabilität der Gesetzlichen Krankenversicherung gestellt wurden“, hatte der Verwaltungsrat im September beschlossen, Klage gegen die unzureichende Finanzierung einzureichen. Mittlerweile seien die ersten Klagen eingereicht worden. »Die Klagewelle rollt«, so der Verband.

Reimann: »Das sollte als Weckruf verstanden werden«

Für die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, kommen diese Umfrageergebnisse genau zum richtigen Moment. »Die Ergebnisse unterstreichen den Stellenwert und die Akzeptanz einer solidarisch verfassten gesetzlichen Krankenversicherung in der deutschen Gesellschaft. Sie machen aber auch deutlich, dass diese Zustimmung kein Selbstläufer ist«, so Reimann. »Die GKV-Beitragssätze befinden sich auf Rekordniveau, die finanziellen Belastungen der Beitragszahlenden nehmen weiter zu. Gleichzeitig erleben wir immer mehr Effizienz- und Performanceprobleme.« Dementsprechend mache sich eine Mehrheit von 66 Prozent der Menschen aktuell auch große Sorgen um die finanzielle Stabilität des Gesundheitssystems.

»Das sollte als Weckruf verstanden werden«, mahnte Reimann. Wenn das Vertrauen in die solidarische Basis des deutschen Gesundheitssystems nicht abrutschen soll, müsse die Koalition die Sorgen und Ängste der Menschen „endlich ernst nehmen“ und für nachhaltige Lösungen sorgen. Gerade bei der Stabilisierung der GKV-Finanzen würden sich die Handlungsfähigkeit und der gesundheitspolitische Erfolg dieser Koalition entscheiden.

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