Große Kampagne soll Apothekenreform stoppen |
Lukas Brockfeld |
26.06.2024 18:58 Uhr |
ABDA-Präsidentin Overwiening erneuerte ihre Kritik an Lauterbachs Reformplänen. / Foto: Screenshot ABDA-PK vom 26.6.2024
Die ABDA bleibt bei ihrer scharfen Ablehnung des von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgelegten Apothekenreformgesetzes (ApoRG). Um das umstrittene Reformvorhaben zu verhindern und die schwierige Situation der Offizinen zu erklären, startet die Bundesvereinigung eine großangelegte Kommunikationsoffensive.
»Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will das bewährte System der Arzneimittelversorgung über die inhabergeführten Apotheken aushöhlen, Leistungen für die Bevölkerung gezielt kürzen und die vollversorgenden Apotheken in der Konsequenz abschaffen. Durch die geplanten Maßnahmen entstehen Gefahren für die Patientensicherheit, weil damit eine grundlegend veränderte, qualitativ niedrigwertigere Abgabe von Arzneimitteln etabliert wird«, erklärte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Daher wolle man eine großangelegte Kampagne starten, die in allen gesellschaftlichen Sphären spürbar werde.
ABDA-Pressesprecher Benjamin Rohrer erklärte, dass man sich mit den Maßnahmen eng am zeitlichen Rhythmus des Gesetzgebungsverfahrens orientieren wolle. »Wir wollen zwei Grundbotschaften aussenden. Die erste Botschaft ist natürlich: Was kann die Apotheke? Was können wir exklusiv was andere nicht können? Zweitens müssen wir politisch werden und erklären, was passiert, wenn diese Reform durchkommt und welche Leistungen dann in der Fläche wegbrechen«, so Rohrer.
Den Anfang macht die ABDA mit einer Kampagne in den sozialen Medien, die noch in dieser Woche anläuft. Unter dem Claim »Gesundheit sichern. Jetzt.« sollen animierte Anzeigen geschaltet werden, die mit Slogans wie »Die letzte Apotheke« und »Nicht mehr da für dich« die breite Öffentlichkeit auf das beschleunigte Apothekensterben aufmerksam machen. Zusätzlich werden die Apothekenteams dazu aufgerufen, unter dem Motto »Meine Patienten brauchen mich, weil…« in Selfie-Videos die Unverzichtbarkeit der Apotheken zu erklären. Die Videos sollen dann ebenfalls in den sozialen Netzwerken gespielt werden.
Möglichst noch im Sommer sollen Plakate und großflächige Anzeigen die Kritik an der Reform in die Öffentlichkeit und in die Politik tragen. An den konkreten Motiven wird im Augenblick noch gearbeitet. Die Plakate sollen sich auf die gemeinwohlorientierten Kernleistungen und die für die Patienten nicht sichtbaren Fachkompetenzen der Apotheken fokussieren. Die Motive sollen unter anderem auf Tafeln und in Zügen zu sehen sein und zusätzlich auch im Internet geschaltet werden. Die Strategie der ABDA: Lieber möglichst breit und über einen langen Zeitraum auf die eigenen Themen aufmerksam machen, als den Effekt mit einer großen Aktion verpuffen zu lassen.
Um die Kampagne in den Jahren 2024 und 2025 zu finanzieren, beschloss die ABDA am Mittwochnachmittag auf ihrer Mitgliederversammlung, Mittel bis zu einer Gesamtsumme von 500.000 Euro aus der Betriebsmittelrücklage zu entnehmen. Die Mittel sollen genutzt werden, wenn die finanziellen Aufwände nicht aus dem üblichen im Haushalt genehmigten Kommunikationsbudget gedeckt werden können. Ob das Geld tatsächlich ausgegeben wird, hängt damit vom Verlauf der Kampagne und den politischen Entwicklungen ab. So will die ABDA sicherstellen, dass der Kampf gegen das Apothekenreformgesetz in einem ausreichenden Ausmaß möglich ist.
In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Forderungen nach Protestmaßnahmen bis hin zu Apothekenschließungen. Die ABDA hält solche Maßnahmen allerdings derzeit für nicht angemessen: »Das wichtigste ist, dass wir mit den politischen Entscheidern im Gespräch bleiben. Und die Gespräche zeigen aktuell, dass es in der Koalition keinen Konsens gibt für Apotheken, in denen es viele Leistungen nicht mehr gibt. Diese Gespräche führen wir jeden Tag und wir wollen sie auch weiterführen«, erklärte ABDA-Pressesprecher Rohrer. Sollten die Gespräche nicht erfolgreich verlaufen, halte man sich die Möglichkeit schärferer Proteste offen.