| Melanie Höhn |
| 11.12.2025 17:00 Uhr |
Hermann Gröhe (CDU) war von 2013 bis 2018 Bundesgesundheitsminister und wurde im November 2025 zum neuen Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes ernannt. / © Imago Images/Fotostand
In der Frankfurter Allgemeine (FAZ) hat der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der seit November 2025 Präsident des Deutschen Roten Kreuzes ist, in einem Interview vor Lücken im Bevölkerungsschutz im Fall von Krieg und Naturkatastrophen gewarnt.
»Die zu Recht ausgerufene Zeitenwende betrifft nicht nur die militärische Verteidigungsfähigkeit, sondern auch den Bevölkerungsschutz, den wir ja auch bei Naturkatastrophen brauchen. Und beim Bevölkerungsschutz sind wir in Deutschland nicht ausreichend vorbereitet. Dies zu ändern, ist eine zentrale Herausforderung«, sagte er der Zeitung.
Das DRK sei bereit, den Sanitätsdienst der Bundeswehr im Konfliktfall zu unterstützen. Gröhe fordert eine engere Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften und dem DRK und den anderen anerkannten Hilfsorganisationen. »Und so bitter es ist: Wir lernen auch von dem bewaffneten Konflikt in der Ukraine, wie wichtig etwa die Zusammenarbeit aller Akteure im Zivilschutz ist und welche Unterstützung die Zivilbevölkerung in einem langen Konflikt benötigt.«
Beispielsweise sei die Infrastruktur und die Ausstattung in Bezug auf den Bevölkerungsschutz unzureichend. Die Politik habe schon vor knapp zehn Jahren versprochen, zehn mobile »Betreuungsmodule« bereitzustellen, so Gröhe. »Diese Einrichtungen können, wie kleine Städte, 5000 Menschen unabhängig und selbständig versorgen. Bisher ist nur ein einziges Modul ausfinanziert. Dabei sind die Kosten von 35 Millionen Euro je Einheit durchaus darstellbar«, sagte er weiter. »Es braucht den politischen Willen, das Notwendige zu tun. Wir haben diesen Willen. Daher errichten wir aus eigenen Mitteln in Luckenwalde das modernste Logistikzentrum für Bevölkerungsschutz Deutschlands.«
Zudem brauche es kurzfristig ein Investitionsprogramm für mobile Einrichtungen und »Strukturen in der Fläche«. Das DRK benötige zeitnah Investitionen von rund 2,1 Milliarden Euro, danach jährlich eine weitere Milliarde Euro, »zum Beispiel zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes, der hauptamtlichen Strukturen zur Unterstützung des Ehrenamts und des Rettungsdienstes«. Das falle »unter die Ausnahme von der Schuldenbremse für den Bevölkerungsschutz«, so der DRK-Präsident. »Klar ist doch: Ein bewaffneter Konflikt lässt sich hoffentlich vermeiden. Aber die nächsten Naturkatastrophen oder Pandemien kommen leider ganz bestimmt.«
Für Gröhe ist klar: »Das öffentliche Gesundheitswesen braucht einen weiteren Digitalisierungsschub und eine umfangreichere Bevorratung.« Die nächste Pandemie komme ganz sicher und könne doch ganz anders sein, sagte er weiter. Was vorbereitet werden könne, etwa im Hinblick auf Testverfahren oder die Kontaktverfolgung, solle geschehen. Gröhe begrüßt, dass sich eine Enquetekommission im Bundestag mit den Lehren aus der Corona-Zeit beschäftigt.
Zudem wolle sich das DRK weiterhin in die Diskussion um die Zukunft des Sozialstaats einbringen. »Ein leistungsfähiger Sozialstaat stärkt das Gemeinwesen, auch als Wirtschaftsstandort. Zugleich darf die Wirtschaftskraft unseres Landes nicht überfordert werden«, so Gröhe.