Glitazone setzen Ausrufezeichen |
Sven Siebenand |
25.10.2022 09:00 Uhr |
Von den Glitazonen ist in Deutschland nur noch Pioglitazon auf dem Markt verfügbar. / Foto: Adobe Stock/MQ-Illustrations
Um zu untersuchen, ob Antidiabetika auch dazu geeignet sind, die Entstehung einer Demenz zu verhindern oder deren Verlauf günstig zu beeinflussen, wertete ein Team um Xin Tang von der University of Arizona in Tuscon, USA, die Daten von mehr als 550.000 US-Amerikanern aus. Die Forscher verglichen über mehrere Jahre das Demenzrisiko bei älteren Typ-2-Diabetikern, die entweder mit einem Sulfonylharnstoff, einem Glitazon oder mit Metformin behandelt wurden. Auch Kombinationstherapien nahmen sie unter die Lupe.
In »BMJ Open Diabetes Research & Care« sind die Ergebnisse nun publiziert: Nach mindestens einjähriger Behandlung war die alleinige Anwendung eines Glitazons im Vergleich zur alleinigen Anwendung von Metformin mit einem um 22 Prozent geringeren Risiko für Demenz jeglicher Ursache verbunden. Schaut man genauer hin, so war die Glitazon-Einnahme mit einem um 11 Prozent geringeren Risiko für die Alzheimer-Krankheit und einem um 57 Prozent geringeren Risiko für eine vaskuläre Demenz verbunden. Die Forscher vermuten, dass sich dieser Effekt der Glitazone auf günstige Auswirkungen der Substanzklasse auf das Gefäßsystem zurückführen lässt.
Und noch etwas fanden die Forscher heraus: Während das Risiko einer Demenz jeglicher Ursache bei der kombinierten Anwendung von Metformin und Glitazon immerhin noch um 11 Prozent geringer war, war es bei einer Sulfonylharnstoff-Monotherapie sogar um 12 Prozent höher. Aus diesem Grund schlagen die Wissenschaftler vor, ein Sulfonylharnstoff entweder mit Metformin oder einem Glitazon zu kombinieren, um diesen negativen Effekt teilweise kompensieren zu können.
Die Studienautoren sind der Meinung, dass ihre Ergebnisse bei der Medikamentenauswahl für Typ-2-Diabetiker mit hohem Demenzrisiko helfen können. Sie räumen aber selbst ein, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und es für endgültige Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung noch zu früh ist. Sie schlagen vor, dass zukünftige Studien zum Repurposing von Antidiabetika zur Demenzprävention auf der Grundlage dieser Ergebnisse eine Priorisierung von Glitazonen in Betracht ziehen sollten.