Givinostat bei Duchenne-Muskeldystrophie |
Sven Siebenand |
13.06.2025 10:30 Uhr |
Die Duchenne-Muskeldystrophie betrifft vor allem Männer und führt zum Verlust des Gehvermögens. / © Imago Images/Design Pics Editorial
Die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) ist eine seltene, neuromuskuläre Erkrankung, die durch Mutationen im Gen für Dystrophin verursacht wird. Fehlt funktionsfähiges Dystrophin, werden Muskelfasern anfälliger für Schäden und die Spiegel von Histon-Deacetylasen (HDAC) in den Muskelzellen sind erhöht. Dadurch wiederum wird die Aktivierung wichtiger Gene blockiert, die für die Erhaltung und Reparatur der Muskeln benötigt werden. Infolgedessen werden die Muskelfasern ständig geschädigt, was zu chronischen Entzündungen und schlechter Regeneration führt.
Mit der Zeit sterben die Muskelzellen ab und werden durch Narbengewebe und Fett ersetzt. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung verschlimmert sich die Muskelschwäche, was zu Schwierigkeiten beim Gehen und schließlich zum Verlust des Gehvermögens führt. Im Laufe der Zeit werden auch die Herz- und Atemmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen, was die Hauptursache für einen vorzeitigen Tod ist.
Givinostat ist ein Hemmer von HDAC, der die unkontrollierte Aktivität dieser Enzyme, die wie beschrieben zum Krankheitsbild der DMD beiträgt, moduliert. Es wurde nachgewiesen, dass die HDAC-Hemmung durch den Wirkstoff die Schädigung der Muskelfasern, die chronische Muskelentzündung, die Fibrose und die Fetteinlagerungen reduziert. Der Wirkmechanismus von Givinostat ist unabhängig von der zugrundeliegenden Mutation des Dystrophin-Gens, die die Krankheit verursacht.
Zugelassen ist der neue Wirkstoff zur DMD-Behandlung bei gehfähigen Patienten ab sechs Jahren zusammen mit einer Corticosteroid-Behandlung. Die empfohlene Dosis beruht auf dem Körpergewicht und wird zweimal täglich angewendet.
Duvyzat ist eine Suspension zum Einnehmen. Vor der Anwendung muss diese mindestens 30 Sekunden lang durch circa 40-maliges Drehen der Flasche um 180° geschüttelt und die Homogenität der Suspension visuell überprüft werden. Nicht ausreichendes Schütteln kann zu Über- oder Unterdosierung führen. Die Suspension soll nicht mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten verdünnt werden bei der Einnahme. Es wird empfohlen, die Suspension zusammen mit Nahrung einzunehmen, um den bitteren Geschmack von Givinostat zu mildern.
Vor Beginn der Behandlung müssen die Ausgangswerte der Thrombozyten und Triglyceride bestimmt werden. Bei Patienten mit einer Thrombozytenzahl von weniger als 150 x 109 /l darf die Behandlung mit Givinostat nicht begonnen werden. Thrombozytenzahlen und Triglyceride sollten auch während der Behandlung überwacht werden, um zu erkennen, ob Dosisanpassungen erforderlich sind.
Zudem wird in der Fachinformation betont, bei Patienten mit zugrundeliegender Herzerkrankung oder Begleitmedikation, die eine QT-Verlängerung verursacht, ein EKG zu Beginn der Behandlung mit Givinostat, bei Anwendung von Begleitmedikation und wenn klinisch indiziert aufzuzeichnen.
Sehr häufig beobachtete Nebenwirkungen sind Durchfall, Bauchschmerzen, Thrombozytopenie, Erbrechen, Hypertriglyceridämie und Fieber.