Gewicht runter, Fettleber weg |
Laura Rudolph |
09.05.2025 07:00 Uhr |
Starkes Übergewicht und Fettleibigkeit sind zwei der wichtigsten Risikofaktoren für eine metabolische Fettleber. / © Adobe Stock/Rasi
In Deutschland leiden schätzungsweise 30 Prozent der Erwachsenen an einer metabolisch assoziierten Fettlebererkrankung (MASH), die mit Entzündungen der Leber einhergeht und sich zu einer Leberfibrose mit Vernarbungen und Funktionseinschränkungen des Organs weiterentwickeln kann. Die Erkrankung ist eng mit metabolischen Risikofaktoren wie Adipositas oder Typ-2-Diabetes verbunden.
Zugelassene Medikamente gegen MASH gibt es hierzulande bislang nicht. In den USA wurde 2024 mit dem Wirkstoff Resmetirom erstmals ein Präparat zur Behandlung der MASH zugelassen. Es handelt sich um einen selektiven THR-β-Agonist, der den Abbau von Triglyceriden und die β-Oxidation von Fettsäuren fördert. Indiziert ist Rezdiffra™ von Madrigal Pharmaceuticals in Kombination mit Diät und Bewegung bei erwachsenen MASH-Patienten mit mäßiger bis fortgeschrittener Leberfibrose.
Der GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid, der bei Diabetes und Fettleibigkeit zum Einsatz kommt, könnte womöglich eine weitere Therapieoption werden. In der Phase-III-Studie »ESSENCE« reduzierte er bei mehr als 60 Prozent der Patienten die Symptome einer Fettleber und bei mehr als einem Drittel der Patienten die Ausprägung der Fibrose. Alle Patienten wiesen eine MASH plus Leberfibrose in Stadium 2 oder 3 auf.
Eine Zwischenauswertung der Studie, die Forschende um Professor Dr. Arun J. Sanyal von der Virginia Commonwealth University School of Medicine in Richmond durchgeführt haben und die von Wegovy®-Hersteller Novo Nordisk finanziert wurde, ist kürzlich im Fachjournal »New England Journal of Medicine« erschienen. Insgesamt nehmen an der laufenden Studie 1197 Patienten teil; in der vorliegenden Publikation wurden die Ergebnisse von 800 Patienten nach 72 Wochen ausgewertet.
534 von ihnen erhielten einmal wöchentlich 2,4 mg Semaglutid subkutan, 266 ein Placebo. Mehr als die Hälfte der Patienten hatte einen Typ-2-Diabetes und ungefähr drei Viertel waren adipös.
Nach 72 Wochen reduzierte sich das Gewicht in der Semaglutid-Gruppe um durchschnittlich 10,5 Prozent, während die Placebo-Empfänger rund 2,0 Prozent ihres Körpergewichts abnahmen. Der Gewichtsverlust ging mit einer Verbesserung der Symptome der Fettleber einher: in der Semaglutid-Gruppe bei 62,9 Prozent und in der Placebogruppe bei 34,3 Prozent der Patienten. Die Leberfibrose ging bei 36,8 Prozent der Patienten in der Semaglutid-Gruppe und bei 22,4 Prozent in der Vergleichsgruppe zurück. Der kombinierte Endpunkt aus Auflösung der Fettleber und Reduktion der Fibrose trat bei 32,7 Prozent der Teilnehmer unter Semaglutid und bei 16,1 Prozent unter Placebo ein.
In der Verumgruppe verbesserten sich zudem die Werte der Leberenzyme und von anderen Biomarkern, die mit Leberfibrose assoziiert sind. Unter Semaglutid kam es häufiger zu gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung.
»Auch wenn diese Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind, zeigt die Analyse, dass Semaglutid ein wirksames Mittel zur Behandlung dieser fortgeschrittenen Lebererkrankung sein kann«, schlussfolgert Koautor Professor Dr. Philip Newsome, Direktor des Roger Williams Institute of Liver Studies am King’s College London, in einer Pressemitteilung des Instituts.