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Japan

Gesundheitsministerium greift durch

Die japanische Bevölkerung altert schneller als in anderen Industrieländern. Das treibt die Kosten in die Höhe und zwingt das Gesundheitsministerium des ostasiatischen Inselstaats gegenzusteuern, etwa mit preisgünstigeren Generika sowie Künstlicher Intelligenz (KI). Viele Pharmafirmen richten ihre Strategie neu aus.
Jennifer Evans
01.04.2019  09:28 Uhr

Die Japaner gehören zu den Bevölkerungsgruppen mit der höchsten Lebenserwartung. Frauen werden dort im Schnitt etwa 87 Jahre alt, Männer immerhin knapp 81 Jahre. Aber genau darin liegt auch das Problem: Das Gesundheitssystem einer der größten Industrienationen der Welt kränkelt unter der Last der zunehmenden Anzahl älterer Menschen. Mehr als ein Viertel der 127 Millionen Einwohner ist derzeit älter als 65 Jahre. Für die Über-70-Jährigen gibt es seit einigen Jahren sogar ein neues Versorgungssystem, das derzeit durch Steuern und Kassenbeiträge jüngerer Generationen finanziert wird, wie aus einem Bericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervorgeht. Aber die Zahl der Mitglieder dieser Art Seniorenkrankenkasse steigt ständig und damit auch die Kosten.

Einige Maßnahmen der Regierung, um das Problem anzugehen, wirken dem Bericht zufolge etwas ungewöhnlich. Zum Beispiel messen einige Kommunen oder Unternehmen den Taillenumfang ihrer Bewohner beziehungsweise Mitarbeiter. Diese Messung wird demnach bei Japanern zwischen dem 40. und 74. Lebensjahr durchgeführt. Bei Übergewicht müssen die Betroffenen dann eine Diät einhalten. Bei anhaltender Fettleibigkeit können sogar Sanktionen drohen, heißt es. Damit will man Adipositas und deren möglichen Folgeerkrankungen vorbeugen. Alles, um die Ausgaben im nationalen Krankenversicherungssystem in Schach zu halten.  

Investition in Generika

Außerdem will das Gesundheitsministerium die Kostenexplosion bei Medikamenten eindämmen. Wie die Deutsche Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI) berichtet, sollen dazu in Zukunft verstärkt Generika zum Einsatz kommen. Deren Anteil am japanischen Arzneimittelmarkt soll demzufolge von gegenwärtig 66 Prozent bis zum Jahr 2020 auf 80 Prozent steigen. Und statt die Arzneimittelpreise – wie bislang – lediglich alle zwei Jahre zu kontrollieren, sieht die japanische Regierung nun vor, dies ab 2021 jährlich zu tun.

Taisho Pharmaceutical Holdings etwa hat GTAI-Angaben zufolge bereits angekündigt, den französischen Generikahersteller UPSA zu kaufen. Zudem ließen nun einige Unternehmen wie Eisai oder Meiji Seika Pharma Substanzen für die Generika-Herstellung preisgünstig in Indien produzieren. In Investitionslaune ist auch das Arzneimittelunternehmen Astellas. Es hat demnach bereits angekündigt, neue Einrichtungen für Forschung, Entwicklung und Produktion von innovativen Biopharmazeutika einzurichten, um weniger importieren zu müssen.

Reden mit dem Roboter

In Sachen Pflege setzt der Inselstaat angesichts der rasant alternden Gesellschaft vor allem auf KI und Roboter. Selbst mit ausländischen Arbeitskräften kann der Bedarf an Pflegepersonal in Japan schon jetzt nicht mehr gedeckt werden, wie die Nachrichtenagentur dpa kürzlich berichtete. Roboter sollen daher künftig nicht nur die Pflegekräfte entlasten, sondern auch die Senioren unterhalten. Derzeit hinkt Japan Deutschland aber in der Roboter-Herstellung im Dienstleistungsbereich hinterher. Eine Kostprobe der neusten Technik hierzulande gibt es zwischen dem 2. und dem 4. April bei der Altenpflege-Messe in Nürnberg. Die digitalen Helfer, die dort vorgestellt werden, können nicht nur pflegen, sondern auch reden und im Haushalt unterstützen. Im Vordergrund des Konzepts steht zudem, dass sie gemocht und akzeptiert werden.

Präsentiert wird auf der Messe darüber hinaus eine sogenannte intelligente Matratze, die mithilfe von Sensoren die Bewegungen Pflegebedürftiger überwacht. Bei etwaigen Gefahren schlägt sie Alarm und informiert dann die Angehörigen via Handy-App. Auch vor dem Wundliegen soll die Matratze schützen können, indem sie gezielt bestimmte Körperstellen aktiviert und so den Liegenden zur Bewegung motiviert.

Angesichts der demografischen Entwicklung und dem damit einhergehendem Personalmangel im medizinischen Bereich muss jede Gesellschaft umdenken. Während gesundheitsfördernde Maßnahmen und der verstärkte Einsatz von Generika leichter zu akzeptieren sind, fällt es vielen bei Robotern als neue Pflegehelfer schon schwerer. Die Japaner jedenfalls versprechen sich viel davon. Die Blechkameraden sind in ihren Augen nämlich nicht nur Sparmaßnahmen, sondern sollen in Zukunft die Lebensqualität älterer Menschen insgesamt verbessern. 

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