Gesundheitskiosk statt Notfallambulanz? |
Cornelia Dölger |
20.02.2024 11:45 Uhr |
Die Versorgung durch die Kioske werde gebraucht »für die Ärmsten der Armen in Stadtteilen, wo wir keine Versorgung mehr haben«, so Lauterbach (links) im Petitionsausschuss. / Foto: Screenshot PZ
Eigentlich ging es gestern im Petitionsausschuss des Bundetags um die Forderung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nach besseren Rahmenbedingungen für Ärztinnen und Ärzte. Am Rande kamen dabei aber auch die von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) geplanten Gesundheitskioske zur Sprache.
Kritikern sind die Kioske zu teuer und aus falschen Töpfen finanziert; weil in den Einrichtungen eher Sozial- als Gesundheitsberatung angeboten werde, sei es nicht einzusehen, dass die Kassen drei Viertel der Kosten tragen sollten. Zudem verursachten die Kioske unnötige Doppelstrukturen in der Versorgung. Auch gebe es nicht genügend Fachpersonal.
Mit einiger Vehemenz wies der Minister die Kritik nun zurück. Die Versorgung durch die Kioske werde gebraucht »für die Ärmsten der Armen in Stadtteilen, wo wir keine Versorgung mehr haben«, so Lauterbach im Petitionsausschuss. Es sei »schade«, wenn bei dieser Idee »blockiert« werde mit dem Argument, es würde viel kosten.
Simone Borchard von der CDU/CSU-Fraktion hatte sich mit der Frage an den Minister gewandt, warum er so viel Geld in die Gesundheitskioske investieren wolle: »Jeder Gesundheitskiosk soll 400.000 Euro und noch mehr kosten. Wieso stecken Sie das Geld nicht in die niedergelassenen Ärzte?«
Die Kosten der Gesundheitskioske würden bei weniger als einem Promille dessen liegen, was für die Ärzte ausgegeben werde, entgegnete der Minister. »Aber dieses eine Promille würde ich gerne ausgeben für diejenigen, die uns sonst Mehrkosten verursachen, weil wir sie ständig in die Notfallambulanzen der Krankenhäuser bringen müssen.« Lauterbach betonte: »Wir wollen diesen Menschen helfen, auch wenn man das abpolemisieren kann gegen die Einkommensinteressen der Ärzteschaft.«
Ziel des Vorhabens ist laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) eine bessere niedrigschwellige medizinische Versorgung und eine verbesserte Prävention. Nach derzeitigen Plänen sollen die Kommunen 20 Prozent der Kosten tragen, den Hauptanteil von 74,5 Prozent die GKV, 5,5 Prozent die privaten Kassen.
Das BMG arbeitet gleichzeitig an einer Reform der Notfallversorgung. Dazu stellte Lauterbach Mitte Januar ein Eckpunktepapier vor. Dabei sagte er, die Notfallzentren der Kliniken seien zu oft mit Patienten überfüllt, die gar nicht im Krankenhaus behandelt werden müssten.
Davon, dass die Patientinnen und Patienten sich stattdessen an die geplanten Gesundheitskioske wenden sollten, war bislang nicht die Rede. Laut Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) sollen die Kioske bundesweit dezentral das Gesundheitssystem entlasten, indem sie Beratung und Koordinierung von Gesundheitsleistungen sowie medizinische Routineaufgaben in benachteiligten Gemeinden und Stadtteilen anbieten.