Gesundheitsbranche zwischen den Fronten |
Lukas Brockfeld |
01.04.2025 08:00 Uhr |
Der von Donald Trump losgetretene Handelskrieg könnte auch die Gesundheitsbranche treffen. / © IMAGO/MediaPunch
Die USA setzen unter ihrem neuen und alten Präsidenten Donald Trump auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik. In der vergangenen Woche verkündete die amerikanische Regierung beispielsweise, dass ab dem 3. April Zölle von 25 Prozent auf alle Autoimporte fällig werden. Beobachter rechnen mit Vergeltungsmaßnahmen der Europäischen Union und einem langwierigen Handelskrieg.
Jetzt warnen der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) und der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) davor, dass die Gesundheitsbranche zwischen die Fronten des Konflikts geraten könnte. Schon jetzt greifen Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Importe, die Stahl und Aluminium enthalten – das gilt auch für Medizinprodukte. Auf einer Vorschlagsliste der EU-Kommission stehen zahlreiche Produkte aus dem Bereich Gesundheit, die mit Gegenzöllen belegt werden könnten. Dazu gehören unter anderem Krankenhausbetten, OP-Material und Hilfsmittel zur Kompressionstherapie.
»Die Aufnahme von für die medizinische Versorgung wichtigen Produkten in die EU-Liste stellt einen Bruch mit der bisherigen Praxis dar, Medizinprodukte aus humanitären Gründen von handelspolitischen Maßnahmen auszunehmen«, so BVMed-Geschäftsführer Marc-Pierre Möll in einer Pressemitteilung. Sein Verband fordere daher, medizintechnische Produkte und wichtige Komponenten von allen geplanten Zoll- und Handelsbeschränkungen auszunehmen.
»Als essenzielle humanitäre Güter dürfen Medizinprodukte nicht zum Gegenstand handelspolitischer Auseinandersetzungen werden. Die Branche ist auf reibungslose globale Lieferketten angewiesen. Zölle gefährden diesen freien Warenverkehr und treiben die Kosten für die Branche in die Höhe«, heißt es in einer Stellungnahme des BVMed. Der Verband befürchtet »gravierende negative Folgen« auf beiden Seiten des Atlantiks, beispielsweise steigende Gesundheitskosten, eine Gefährdung der Patienten und eine Beeinträchtigung des medizinischen Personals.
Auch der vfa warnt vor einem eskalierenden Handelskonflikt. Im vergangenen Jahr hätten die USA pharmazeutische Produkte im Wert von 233 Milliarden US-Dollar importiert – rund zwei Drittel davon aus der EU. Zusätzliche Zölle würden daher die Gesundheit amerikanischer Patienten gefährden und Behandlungskosten erhöhen.
Der vfa betont, dass keine weiteren Hürden für die Pharmaindustrie aufgebaut werden dürften. Die Situation der Unternehmen sei bereits jetzt nicht einfach. »Keinesfalls sollte das ohnehin fragile Umfeld zusätzlich belastet werden«, betont Claus Michelsen, Chefvolkswirt des vfa. »Deshalb sollten die Europäische Kommission und die sich formierende Bundesregierung klare positive Signale senden, damit die hohe Investitionsbereitschaft der Pharmaindustrie erhalten bleibt. Hierzu zählen innovationsfreundliche Märkte, Investitionsanreize für Hightech-Produktion und Innovation sowie ein konsequenter Abbau von Bürokratie.«