Gesundheitsberufe sollten Patienten unterstützen |
Beschäftigte in Gesundheitsberufen sind gefordert, Patienten beim Umgang mit Gesundheitsinformationen zu helfen. Das wurde bei einer Fachtagung deutlich. / Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke
»Gesundheitskompetenz« definiert das Bundesgesundheitsministerium (BMG) als »das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und im Alltag anzuwenden«. Studien zeigen, dass sich viele Menschen in Deutschland damit schwer tun. Doch wie gelingt es, die Gesundheitskompetenz zu verbessern, und welche Rolle kommt dabei den Professionen im Gesundheitswesen zu? Mit diesen Fragen setzten sich Expertinnen und Experten nach Informationen der PZ kürzlich bei der Fachtagung »Forum Gesundheitskompetenz 2023« in Berlin auseinander. Eingeladen hatten Stefan Schwartze, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten, und die Stiftung Gesundheitswissen. Professor Klaus Hurrelmann von der Hertie School Berlin moderierte die Tagung.
Etliche Jahre lang dominierte bei Organisationen im Gesundheitswesen und der Wissenschaft die Vorstellung, man müsse die individuelle Gesundheitskompetenz von Menschen stärken. Es habe eine Phase gegeben, in der die Annahme vorherrschte, die Menschen seien nicht gebildet genug und man müsse bei ihnen ansetzen, sagte Professorin Marie Luise Dierks, Leiterin des Forschungsschwerpunktes Patientenorientierung und Gesundheitsbildung an der Medizinischen Hochschule Hannover. Doch es reiche nicht, von Patienten zu verlangen, kompetenter zu werden. »Hier ist das gesamte Gesundheitswesen gefordert und in der Bringschuld«, stellte Stefan Schwartze klar. Mittlerweile rücke die Verantwortung des Systems und der Gesundheitsberufe für verständliche, patientenzentrierte Information und Wissensvermittlung in den Vordergrund, also die Bedeutung der organisationalen und professionellen Gesundheitskompetenz, informierte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung.
Claudia Dietscher vom Österreichischen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wies ebenfalls daraufhin, dass Gesundheitskompetenz viel mit den Rahmenbedingungen zu tun habe. Gesundheitskompetenz sei mehr als das Wissen von Gesundheit. Es bedeute, »sich das jeweils erforderliche Wissen aktuell verfügbar machen zu können«. Dabei gehe es ums Finden, Verstehen, Bewerten, Anwenden. Wenn alle Menschen alle dafür nötigen Fähigkeiten haben sollten, müssten Gesundheitsorganisationen sie dabei unterstützen, forderte die Expertin. Um die entsprechenden Fähigkeiten zu fördern, sei »gute Aus-, Weiter- und Fortbildung wesentlich«, sagte Dietscher, die auch Co-Vorsitzende des europäischen Netzwerks M-Pohl zur Messung von Gesundheitskompetenz ist.
Gesundheitsberufe lehnen es gar nicht ab, die Patienten beim Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen zu unterstützen – auch das wurde während der Veranstaltung deutlich. Im Gegenteil: Sie betrachteten die Förderung der Gesundheitskompetenz von Patienten als Kernaufgabe und sich als wichtige Ansprechpartner. Doch ihnen fehlten Methodenwissen, professionelle digitale Info-Kenntnisse sowie die Zeit für Beratung und Austausch, vor allem mit fehl- beziehungsweise falschinformierten Patienten. Das zeige eine Studie, die während der Veranstaltung präsentiert wurde.
Während der Fachtagung stellten Expertinnen und Experten auch Projekte zum Thema vor, beispielsweise den vom BMG geförderten Gesundheitskompetenz-Kompass (Gekoko). Der onlinebasierte Methodenkoffer für Patienten und Angehörige von Gesundheitsberufen sei seit drei Monaten online, informierte Martin Klasen von Aixtra, dem Kompetenzzentrum für Training und Patientensicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen fänden dort einen umfangreichen Methodenkoffer, mit dem sie die Gesundheitskompetenz der Patienten fördern könnten. Zudem gebe es einen E-Learning-Bereich mit vier Lernfeldern, Leitfäden und praktische Hilfen, erläuterte Klasen.