Pharmazeutische Zeitung online
Übertriebene Hygiene

Gesunder Ekel oder schon Keimphobie?

Angst vor kleinen Keimen: Experten erklären, wann aus Vorsicht echte oder sogar krankhafte Furcht wird – und was hilft, wenn sie im Alltag einschränkt.
dpa
22.07.2025  08:00 Uhr

Vergleichen: Was ist wie gefährlich?

Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich bewusst zu machen, dass andere Situationen tatsächlich viel gefährlicher sind als das, wovor ich solche Angst habe. Beispiel Badezimmer. »Am häufigsten im Haushalt sterben Menschen auf nassen Fliesen – aber darüber macht sich kein Mensch einen Kopf, weil man einfach den Eindruck hat, man kann diese Situation kontrollieren«, sagt Wannemüller.

Trotzdem kann es sein, dass Menschen so sehr unter einer Kontaminationsangst leiden, dass sie sich dem hilflos ausgeliefert fühlen. Und dass ihnen auch das ständige »Ausprobieren« keine Linderung bringt. Im Gegenteil: »Sie denken dann, wenn es zehnmal gut gegangen ist, dann wird es beim elften Mal garantiert schiefgehen.«

Wenn Vermeidung zu Zwang führt: Hilfe holen

Die Situation dauerhaft vermeiden zu wollen oder Sicherheitsstrategien gegen die Angst anzuwenden, ist jedenfalls keine Lösung. Wannemüller sagt: »Dadurch wird die phobische Furcht nur aufrechterhalten, weil man keine korrigierenden Erfahrungen mehr machen kann.« Die Grenze zu einem Zwangsproblem ist dann fließend, wenn man außerdem das Bedürfnis entwickelt, sich zum Beispiel ständig »rituell« waschen zu wollen, um die Angst bei Gedanken an mögliche Kontamination zu reduzieren.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte man Expertenrat in Anspruch nehmen. Ebenso dann, wenn ich zwar immer wieder die gefährlichen Situationen provoziere, die Angst jedoch nicht weniger wird. »Dann muss man mit einem Profi überlegen, welche Strategien ich einsetzen kann, um bedrohliche Gedanken und Erwartungen in Expositionsübungen zu reduzieren und Unsicherheit zu tolerieren«, so der Psychologe.

Unterm Strich hat Wannemüller jedoch noch eine positive Nachricht: »Das Gute an diesen situativen Phobien ist, dass sie wirklich wahnsinnig gut behandelbar sind und man sie wirklich gut in den Griff bekommen kann.«

Wie kommt es zur Kontaminationsangst?

Woran es liegt, dass einige Menschen keinerlei Sorge haben, den Fahrstuhlknopf zu drücken und danach einen Riegel Schokolade aus der Hand zu essen, während andere sich schon bei der bloßen Vorstellung schütteln, kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. »Es gibt mehrere prädisponierende Fakten, und oft ist auch ein Zusammenspiel verantwortlich», erläutert Wannemüller.

Zusätzlich zu einer genetischen, biologischen Veranlagung können auch Sozialisationsfaktoren kommen. Sprich: Aus einer Familie, in der die Eltern unsicher sind und alles tun, um Ängste zu vermeiden, werden auch die Kinder ängstlicher. Und wer als Kind erlebt, dass die Eltern ständig vor oder nach dem Essen zum Feuchttuch greifen, wer aus der Kita kommt und seine Kleidung komplett ausziehen und durch eine Art »Kontaminationsschleuse« muss, der hat womöglich auch als Erwachsener eine besondere Angst vor Bakterien und Viren.

Schließlich kann auch die jeweilige Lebensphase Ängste verstärken: In dem Moment, wenn ich Verluste erfahren habe, wenn sich mein Partner von mir getrennt hat, eine Freundin gestorben ist oder mir im Job gekündigt wurde, reagiere ich oft anders auf potenziell bedrohliche Situationen, als wenn ich in einer guten psychologischen Verfassung bin.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa