Gerlach und Lucha unterstützen Honorarforderung |
PZ |
dpa |
22.11.2023 10:15 Uhr |
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) unterstützt die Forderung der Apotheken nach einer Honorarerhöhung. / Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Ohne ein wirtschaftlich solides Fundament drohten weitere Apothekenschließungen, so Gerlach. »Deshalb unterstütze ich die Forderung der Apotheken, dass die Vergütung an die gestiegenen Kosten von Personal, Energie und durch Inflation angepasst werden muss. Bundesminister Lauterbach muss hier endlich handeln«, so Bayerns Gesundheitsministerin. Der Freistaat setze sich dafür ein, dass die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz verordnete Erhöhung des Kassenabschlags von 1,77 auf 2 Euro wieder gestrichen wird. Eigentlich soll der erhöhte Abschlag auch 2024 noch gelten.
Gerlach weiter: »Außerdem müssen die Festzuschläge erhöht werden, damit Leistungen der inhabergeführten öffentlichen Apotheken angemessen und gerecht honoriert werden. Es liegt ein entsprechender Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vor, die Vergütungssituation der Apotheken nachhaltig zu verbessern.«
Lauterbach gefährde mit seiner Politik die bewährten Apothekerstrukturen in Deutschland, so Gerlach mit Verweis auf das Eckpunktepapier des BMG zur »Versorgungssicherheit und Fachkräftesicherung in Apotheken«, das eine Liberalisierung des Apothekenwesens vorsieht. »Denn mit Filialen ohne die Anwesenheit von Apothekerinnen und Apothekern und ohne Nacht- und Notdienst setzen wir die flächendeckende Versorgung aufs Spiel«, warnt Gerlach.
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Lucha betonte, dass die niedergelassenen Apotheken ein ausreichendes betriebswirtschaftliches Fundament benötigten, um eine hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Lauterbach müsse mit den Ländern »ernsthafte Gespräche« führen, um die Missstände für die deutschen Apotheken konstruktiv anzugehen.
Der Bundesminister müsse mit den Ländern eine Apothekenreform in Angriff nehmen, forderte der Grünen-Politiker. Apotheken müssten mit neuen Finanzierungskonzepten für die Preisgestaltung auf Inflation und Lohnsteigerung reagieren können. »Apothekerinnen und Apotheker kritisieren zu Recht, dass sie mehr als zehn Jahre lang ohne Anpassungen an die wirtschaftliche Entwicklung auskommen mussten«, sagte Lucha.
Gerade in Zeiten hoher Inflation drohe eine sinkende Zahl an Apotheken. »Wir sehen die wohnortnahe Arzneimittelversorgung über die Apotheken vor Ort massiv in Gefahr«, warnte Lucha. »Immer mehr Apotheken schließen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, die Apothekenzahl befindet sich auf einem historischen Tiefstand.«
Das System der Inhaber geführten Apotheken habe sich über Jahrzehnte in Deutschland bewährt. »Ansätze, dieses System mit dem Ziel einer vermeintlich besseren Flächenabdeckung aufzuweichen, sind nicht zielführend und gefährden das Apothekennetz als solches«, sagte der Minister.
Aus Protest gegen die Lage in der Branche werden am heutigen Mittwoch erneut Tausende Apotheken in Baden-Württemberg und Bayern geschlossen bleiben. Die Apothekenteams aus beiden Bundesländern demonstrieren ab 12 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Es ist der dritte regionale Protest nach den Demos in Hannover (8.11.) und Dortmund (15.11.). Am kommenden Mittwoch folgt der Protest der Region Ost mit zentraler Kundgebung in Dresden, begleitet von Schließungen in Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.